Fachschaft Geschichte

Das Fach Geschichte ist zusammen mit Politik und Wirtschaft „Grundfach der politischen Bildung“. Der Geschichtsunterricht an der Edertalschule zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler zum Verständnis historisch wichtiger Ereignisse zu befähigen. Ereignisgeschichte wird dabei als Ergebnis politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Prozesse und Strukturen verstanden. Die Fachschaft sieht ihre besondere Aufgabe darin, die Bedeutsamkeit historischer Ereignisse für die Erklärung der Gegenwart einsichtig zu machen. Alltagsgeschichte, Oral History und andere wissenschaftlich und didaktisch begründete Ansätze können den im Schwerpunkt politischen Geschichtsunterricht ergänzen.

Die Kontinuität der geschichtlichen Entwicklung in Europa (mit Tendenz zur Weltgeschichte) wird dadurch vermittelt, dass neben die Phasen der intensiven und ausführlichen Bearbeitung exemplarisch bedeutsamer Themen der orientierende Überblick über größere Zeiträume treten muss, um in der vorgegebenen Zeit ein zusammenhängendes Geschichtsbild zu vermitteln. Unterrichtsinhalte sollen durch das Heranführen von Schülerinnen und Schülern an kulturelle Einrichtungen veranschaulicht und vertieft werden. Exkursionen zu Ausstellungen, Museen oder andere Aktivitäten sind daher für die Fachschaft verpflichtender Teil des Schulprogramms.

Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung:

In der Oberstufe ist die Wissenschaftspropädeutik das wesentliche Moment. Intensive Auswertung von Quellen und Ausschnitten aus der Sekundärliteratur soll dies gewährleisten. Das hermeneutische Prinzip ist deutlich abzugrenzen von induktiven naturwissenschaftlichen Ansätzen und sozialwissenschaftlicher Analyse. Insgesamt sollen die Schüler ein kritisches, an Menschenrechten und Grundgesetz orientiertes Geschichtsbild vermittelt bekommen, das auf der Erkenntnis der Kontinuität des historischen Gesamtprozesses aufbaut, so fragmentarisch seine Vermittlung im Einzelnen auch nur möglich sein kann. Im Sinne eines ganzheitlichen und nachhaltigen Lernprozesses organisiert die Fachschaft Geschichte in den verschiedenen Jahrgangsstufen Unterrichtstage an außerschulischen Lernorten. So wird beispielsweise die in das Fahrtenkonzept der Edertalschule integrierte Klassenfahrt der Jahrgangsstufe 7 mit einem Besuch des Römerkastells Saalburg verbunden; für alle Schüler der Qualifikationsphase 4 findet im Rahmen des Kursthemas „Schlüsselprobleme der Gegenwart in ihrer historischen und in ihrer zukunftsrelevanten Dimension“ eine Exkursion in das „Haus der Geschichte“ in Bonn statt.

Ein Zeitzeuge erzählte beim Projekttag der Edertalschule über Staatssicherheit in der DDR

kondom im garten hna 29 01 2014 „Es ist ein wichtiger Teil der Geschichte den man nicht vergessen darf“, sagt Schülerin Laura Kreisz. Die Rede ist von der DDR und dem Ministerium für Staatssicherheit. Sie waren am Mittwoch Themen bei einem Projekttag der Edertalschule für Oberstufenschüler. Besonders begeistert sind die Schüler vom Vortrag des Zeitzeugen Gilbert Furian. „Was er erzählt, ist authentischer und persönlicher, als wenn man sich einfach nur Unterlagen anschaut“, sagt Lena Holzapfel. Kein Gemurmel, kaum Gähnen durchdringt die Stille in der Aula, als die Schüler Furian lauschen. Und das, obwohl der Vortrag mit anschließender Fragerunde 90 Minuten dauert. Furian hat viele Erfahrungen mit dem Staatssicherheitsapparat der DDR machen müssen. Zum Verhängnis wurden ihm seine Gewohnheit relativ frei heraus seine Meinung zu äußern und seine Angehörigkeit zur Kirche. Ins Gefängnis brachte ihn jedoch ein Heft über Punks. 1961 wird er aus der Freien Deutschen Jugend ausgeschlossen, mit 21 Jahren wird er das erste Mal überwacht. Das Votum ist nicht positiv. Furian sei kirchlich stark gebunden, stehe dem Staat negativ gegenüber und sei außerdem ein Fan von etwas, das der Spitzel als „Biat-Musik“ bezeichnet. Von da an wird auch  seine Post überwacht und viele weitere Berichte verfasst. Aus seiner Akte liest Furian immer wieder vor. Gebannt hören die Schüler zu, mit welcher Detailverliebtheit die sogenannten informellen Mitarbeiter schrieben. Da wird dann doch auch mal gelacht. Etwa über Furians Unordentlichkeit und die Tatsache, dass seine damalige Frau nicht kochen kann. Oder auch darüber, dass er seine „Schutzmittel“ nach dem Geschlechtsverkehr einfach aus dem Fenster geworfen haben soll. Das allerdings sei das Pärchen über ihnen gewesen, sagt er heute in Frankenberg. „Da merkt man, dass man solchen Berichten nicht immer vertrauen kann.“. Wieder ernst wird es, wenn er über seine Zeit im Gefängnis in Hohenschönhausen und Cottbus berichtet. Er spricht über die täglichen Verhöre, über die abgestumpften Wärter und über die irrationale Angst, die auch nach der Haft sein ständiger Begleiter war. „Es ist unglaublich, was da alles passiert ist. Vieles weiß man gar nicht,“ erklärt die 19-jährige Laura Wolf. Solche Vorträge seien wichtig, denn so etwas dürfe nicht noch einmal passieren. Der Projekttag ist laut dem Fachvorsteher Geschichte, Burkhard Wick, auch Teil der Demokratieerziehung. „Er soll zeigen, dass Demokratie so eben nicht funktioniert“. Die Auseinandersetzung mit dem Zeitzeugenbericht und die Arbeit an Materialien über das Ministerium für Staatssicherheit sollen den Schülern einen differenzierten Blick auf dieses wichtige Stück Geschichte ermöglichen.

Hintergrund:
Heft über Punks bringt ihn ins Gefängnis
Gilbert Furian wurde 1945 in Görlitz geboren. Eigentlich wollte er Dolmetscher werden. Das verhindert der Ausschluss aus der FDJ. Über Umwege gelangt er an die Uni Leipzig. 1972 wird er aufgrund abweichender politischer Meinung exmatrikuliert. 1982 interviewt er eine Gruppe Punks. Das Material lässt er verbotenerweise vervielfältigen und durch seine Mutter in den Westen schaffen. Sie wird erwischt. Furian wird zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. 1986 kauft ihn die Bundesrepublik frei. Heute ist er Besucherführer in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und Autor. Mit den Vorträgen möchte der Familienvater den Jugendlichen helfen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und so zu lernen ihre heutigen Freiheiten wertzuschätzen.


 

Zeitzeuge berichtete Edertalschülern über Struktur und Methoden der Stasi in der DDR

zeitzeuge hartmut richter hna 10 11 2012Um Struktur und Methoden des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR ging es in einem Projekttag an der Edertalschule. 90 Schüler der Jahrgangsstufe 13 bekamen anhand von Fallbeispielen Einblicke in die Arbeitsweise der „Stasi“. Spannende Informationen aus erster Hand erhielten die Schüler von einem Zeitzeugen, der beim Versuch, seine Schwester in den Westen zu schleusen, 1974 verhaftet und zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden war. 1980 hatte ihn die Bundesrepublik frei gekauft. Er sei für die Staatssicherheit „ein zu liquidierendes, feindliches, negatives Objekt“ gewesen, berichtete der 1948 in Glindow in Brandenburg geborene Hartmut Richter. „Die Untersuchungshaft war die schlimmste Zeit meines Lebens.“ Heute ist der Berliner Mitarbeiter in der Gedenkstätte des ehemaligen Stasi-Gefängnisses in Berlin-Hohenschönhausen. Detailliert schilderte der 64-Jährige den Frankenberger Schülern seine dramatische Flucht durch den Teltow-Kanal von Potsdam nach West-Berlin. „Plötzlich hörte ich einen Hund hecheln und dachte: Jetzt ist alles aus.“ Er habe im Schilf gesessen und versucht, seine vor Kälte und Aufregung klappernden Kiefernknochen zu beruhigen, indem er sich die Hand in den Mund steckte.


 

Wie wichtig es ihm sei, dass Menschen jedweder Herkunft miteinander ins Gespräch kommen, das betonte Bürgermeister Rüdiger Heß angesichts seines Besuches des Projekts „Volk auf dem Weg-Projekt Migration und Integration am Beispiel der Deutschen aus Deutschland“ an der Edertalschule.
Über 250 Schülerinnen und Schüler nahmen am Donnerstag und Freitag dieser Woche an den Veranstaltungen des Projekts teil, das die Geschichte und aktuelle Situation der Russlanddeutschen zum Thema hatte.
Es sei wichtig bei aller berechtigten Bindung an das Heimatland Deutschland die europäische Perspektive nicht zu verlieren, so Bürgermeister Heß. Er erinnerte die Schülerinnen und Schüler daran, dass sich vor noch nicht allzu langer Zeit die Staaten in Ost- und Westeuropa in erbitterter Feindschaft gegenüber gestanden hätten. Auch damit ein solches Szenario nicht wieder eintrete, sei  es wichtig, über Gespräche, die auf Kenntnissen und nicht auf Vorurteilen beruhten, das Miteinander zu suchen und zu finden. Dabei würden Projekte wie „Volk auf dem Weg“ einen wichtigen Beitrag leisten. Den Schülerinnen und Schülern der Edertalschule dankte Herr Heß für ihre aufmerksame Teilnahme an den Projektveranstaltungen.


 

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