Anfang April waren die Erdkundekurse der Q2 und der Q4 auf Exkursion im Ruhrgebiet. Durch diese Exkursion wollten wir uns einen besseren Überblick über die Geschichte der Stadt Duisburg, insbesondere die Kohle- und Stahlindustrie, verschaffen. Begonnen hat unser Programm mit einem Besuch der Zeche Zollverein in Essen. In der Zeche wurde von 1851 bis 1986 Steinkohle abgebaut. Diese war jedoch nur eine von vielen im Ruhrgebiet. 1986 wurde die Zeche schließlich stillgelegt. Heutzutage ist es ein Museum und wurde sogar zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Wir bekamen dort eine spannende Führung über das Gelände, welches nahezu unverändert ist. Der Bergbau spielte eine wichtige Rolle für das Ruhrgebiet und veränderte es grundlegend, wie wir dort erfuhren, und auch wenn die Zechen schon seit geraumer Zeit stillstehen, sind die Folgen des Bergbaus immer noch spürbar.
In der Zeche Zollverein wurde von 1851 bis 1986 Steinkohle aus den Tiefen der Erde abgebaut. Die Kohle wurde hauptsächlich benötigt, um den hohen Energieverbrauch der Industrie zu sättigen. Der fossile Brennstoff wurde dazu zu dem so genannten Koks weiterverarbeitet, welcher wiederum zur Stahlherstellung benötigt wurde. Als Nebenprodukt der Kohlebergung fielen große Mengen Gestein an, was man nutzte, um Straßen und Häuser zu pflastern und zu bauen. Wir konnten einen Überblick darüber bekommen, wie dort in der Vergangenheit Kohle abgebaut und verarbeitet wurde.
Auch bekamen wir einen guten Einblick in das Werk und die damaligen Arbeitsabläufe, wir erfuhren, welche moderne Entwicklungen es von den alten Werkzeugen zu den großen Maschinen gab und konnten alte Werkzeuge oder einige Kohlestücke sogar in den Händen halten.
Zum Beispiel waren die Bahnen der Loren, mit denen die Kohle gefördert wurde, noch vorhanden, ebenso wie die Kohle und die Loren selbst. Durch zusätzliche Abbildungen, Schaubilder und Filme und den „Tourguide“ blieben wenig Fragen offen. Uns faszinierten und erschraken die damaligen Arbeitsbedingungen, unter denen die Arbeiter ihr Geld verdienten. Der durchschnittliche Mitarbeiter hatte damals einen Kalorienbedarf von etwa 7000-8000 pro Arbeitstag, was für einen Menschen äußerst hoch ist, wodurch die Intensität der Arbeit deutlich wird. Die Führung dauerte insgesamt eine Stunde, welche allerdings wie im Flug verging.
Nach einer kurzen Mittagspause in der Innenstadt besichtigten wir den Landschaftspark Duisburg Nord, auf dem sich auch unsere Jugendherberge befand. Der Landschaftspark liegt auf dem Gelände eines ehemaligen Hüttenwerks, in dem früher Eisen geschmolzen wurde. Fünf Hochöfen, in denen im 19. Jahrhundert 37 Millionen Tonnen Spezialroheisen hergestellt wurden, stehen dort. Interessant war die Technik der Öfen, welche sehr komplex aufgebaut war. Viele verschiedene Rohre, Hebel und Ventile, welche zusammen zu einem funktionierenden Ablauf des Ofens führten und schließlich das erwünschte Endprodukt, das Eisen, herstellten. Auch diese Öfen benötigten den im Zeche Zollverein hergestellte Koks. Das gewonnene Eisen wurde für die Weiterverarbeitung in Stahlprodukte durch die Thyssen-Gruppe benötigt.
1985 wurde das Werk stillgelegt. Heute hat im Gegensatz zu früher jeder jederzeit Zutritt zum Gelände. Teile des Industriegeländes sind noch unverändert, doch einiges hat sich gewandelt. Es wurden Bäume gepflanzt und Freizeitmöglichkeiten geschaffen, wie beispielsweise ein Spielplatz im Grünen, eine Kletteranlage, ein Hochseilgarten oder das größte Indoor-Tauchgewässer Europas im ehemaligen Gasometer. Auch für Musikliebhaber auch ein altes Gebäude vorhanden, in welchem oft Konzerte gegeben werden.
Nach dem Abendessen in der Jugendherberge und einem Kartenspiel mit unseren Tutorinnen ging es um 20:30 Uhr noch mal raus in den Landschaftspark und wir haben ein Highlight, den begehbaren Hochofen 5, bestiegen. Den tollen Ausblick über den bunt beleuchteten Park und die ganz Stadt von oben bei Nacht aus 57 Metern Höhe durften wir uns nicht entgehen lassen.
Leider war das Wetter dabei sehr stürmisch und regnerisch, allerdings lohnte es sich, ein wenig nass zu werden, denn die Sicht von dort oben war spektakulär.
Am nächsten Morgen begann unser Programm mit einer Führung am Duisburger Innenhafen. Früher wurde dort hauptsächlich Getreide umgeschlagen, daher nannte man ihn auch den „Brotkorb des Ruhrgebiets“. Nach dem Niedergang der Getreidemühlen, kam schließlich auch der Niedergang des Innenhafens. Nach einiger Zeit der Brache begann man ab Mitte der 1990er Jahre den Hafen umzuwandeln. Es wurde nach dem Masterplan von Norman Foster ein Mix aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit geschaffen. Modern, aber trotzdem immer mit der Erinnerung an die Vergangenheit - so stehen noch alte Kräne, Speicher und andere Gebäudeteile aus der früheren Zeit. Im Hafen liegen heutzutage jedoch Yachten statt Handelsschiffe. Es war interessant, die im Unterricht behandelten Inhalte in der Realität sehen zu können.
Nach einer informativen Hafenführung ging es für uns direkt in den nächsten Hafen. Diesmal nicht zu Fuß, sondern per Schiff fuhren wir durch Teile des Binnenhafens, dem größten Binnenhafen der Welt. Waren für ganz Europa werden seit dem Mittelalter hier umgepackt, umsortiert und zu den Kunden transportiert. Die Ausmaße der zahlreichen Hafenbecken, Frachtkränen und Lagerhäusern, die großen Schiffe und Schlepper sowie die optimale Kombination von Wasserwegen, Straßen und Schienen des Ruhrgebiets aus der Nähe zu sehen waren wirklich beeindruckend. Nach einer interessanten zweistündigen Hafenrundfahrt war unsere Exkursion auch schon vorbei und wir begaben uns wieder auf die Heimreise. Erschöpft aber wohlauf erreichten wir mit dem Bus um 17 Uhr Frankenberg Eder.
Der Strukturwandel Duisburgs ist im Laufe der Jahre definitiv vorangeschritten, doch abgeschlossen ist die Stadtentwicklung längst nicht. Welches Potential in Zukunft noch aus der Hafenstadt geholt wird, bleibt also spannend und abzuwarten.
(zusammengestellt aus Beiträgen von Carla und Isabell, Lewis sowie von Paula, Maja und Marie)