Orchesterklasse auf Probenfreizeit

Orchesterklasse fünf: Vorbereitung für Adventsvorspiel 

Probenfreizeit in der Jugendherberge „Hohe Fahrt“ vom 14. bis 16. November 2012 

ok probenfreizeit 2012

Ein emsiges Treiben herrscht am Donnerstag um neun Uhr im großen Übungsraum. 22 Kinder haben ihre Instrumente ausgepackt, Notenständer umgestellt, Noten ausgebreitet. Martin J. Fischer stimmt noch einige Geigen. Alle setzen sich halbrund ums Klavier. Dann geht es los. Die Probe beginnt mit einem fröhlichen „Guten Morgen, Herr Fischer“. Erwartungsvolle Blicke. Konzentration. Es wird still. Dann erklingen die ersten Takte. Moment mal. Ist das dieselbe Orchesterklasse fünf, die vor einigen Wochen das erste Stück gemeinsam in der Kulturhalle gespielt hat?

Zu Beginn des zweiten von drei Probentagen in der Jugendherberge „Hohe Fahrt“ in Vöhl am Edersee spielen die Schülerinnen und Schüler der Edertalschule Frankenberg die bisher einstudierten Arrangements: „Der-nur-zwei-Töne-Song“ von Christoph Schönherr, von Martin J. Fischer umgeschrieben für die vorhandenen Orchesterklassen-Instrumente, und das „Lied der Piraten“ in Anlehnung an den „Drunken sailor“, vereinfacht, aber ebenso schön und mit Gesang. Das gibt’s doch nicht, denkt man sich.

Und dann „This land is your land“, das Stück, das die Kinder in der allerersten gemeinsamen Probe vor sieben Wochen anstimmten (FZ berichtete) und das sie am längsten kennen. Unglaublich, was daraus geworden ist. Sauber, rhythmisch sicher und geradezu mit einer Selbstverständlichkeit spielen die Kinder dieses kleine Lied, und nichts erinnert mehr an die Probe vor sieben Wochen. „Toll, oder?“ Martin J. Fischer ist zu Recht mächtig stolz auf seine Orchesterklasse.

Auch deren Klassenlehrerin Karin Ortwein, die als Begleitung mit zu der Probenfreizeit gekommen ist, staunt an diesem Morgen. „Die Kinder sind hoch konzentriert, sehr diszipliniert und wachsen hier zu einem noch festeren Klassenverband zusammen. Anders als im regulären wuseligen Schulalltag kann sich hier keiner „ausklinken“, die Kinder sind sehr auf einander bezogen. Das ist pädagogisch sehr wertvoll.“

Dann teilt Martin Fischer Noten für ein neues Stück aus. Die Kinder sollen das Stück zunächst in einzelnen Instrumentengruppen erarbeiten und gehen dazu in separate Räume. Einige schreiben sich eventuell Griffe unter die Noten oder markieren sich Pausen, eines der Kinder ist jeweils Stimmführer und zählt den Takt vor. Ohne Lehrer üben die Kinder dann selbständig ihren Part, verbessern sich gegenseitig, helfen einander. Es ist erstaunlich, wie sie gemeinsam und völlig eigenständig üben. Ihr Lehrer geht von Gruppe zu Gruppe und hilft bei unsicheren Stellen. Jetzt gibt es eine kleine Pause. Überall im Haus singen und pfeifen Kinder und nutzen die kleine Auszeit zwischendurch zum Spielen oder Ausruhen. Probenarbeit ist anstrengend.

Dann treffen sich alle wieder im Gruppenraum und setzen das Stück zusammen. „Little drummer boy“ heißt es, ein amerikanisches Weihnachtslied. Beim Adventsvorspiel, auf das sich die jungen Musiker auf dieser Probenfreizeit unter anderem vorbereiten, darf ein Weihnachtslied natürlich nicht fehlen. Später wird noch ein weiteres hinzukommen: „Wir sagen euch an den lieben Advent“, arrangiert von Musik-Kollegin Gertrud Will.

Nebenbei, in den Pausen oder abends, proben die einzelnen Stimmgruppen auch jeweils noch ein eigenes Stück, welches sie mit ihren Instrumental-Lehrern erarbeitet haben. Diese solistischen Einschübe sind ebenfalls für das Adventsvorspiel geplant und werden eindrucksvoll demonstrieren, was die Kinder seit Beginn der Orchesterklasse bereits gelernt haben.

„Die drei Probentage in der Jugendherberge ersetzen theoretisch mehrere Monate an regulären Proben, denn wir haben immer nur eine Schul-Stunde pro Woche für gemeinsame Proben. Bis alle Instrumente gestimmt und alle Fragen geklärt sind, bleibt an einem Freitagmorgen nicht mehr viel Zeit für die eigentliche Probenarbeit. Wir nutzen die Zeit hier viel intensiver und effektiver, die Ergebnisse sind daher äußerst ertragreich. Neben vielen Pausen und Freizeitbeschäftigungen wie Spaziergängen, Ball-Spielen und einem bunten Abend proben wir insgesamt etwa 13 Stunden,“ so Martin J. Fischer, „und die Geigen muß ich nur einmal am Tag stimmen“.

Und dann spielt die Orchesterklasse schnell nochmal alle Stücke hintereinander durch, schließlich gibt es gleich Mittagessen und einige Schülerinnen und Schüler sind zum Tischdienst eingeteilt. Parallel ist auch die Orchesterklasse 6 mit Matthias Müller und Imke Graue zur Probenfreizeit in der Jugendherberge. Zum Essen treffen sich alle. Zur Zeit sind keine anderen Gäste da, so dass alle Räume zum Proben genutzt werden können und trotzdem keiner den anderen stört. Man kann sicher sein, dass später in der Mittagspause wieder einige Kinder in ihren Zimmern Musik machen, bevor die Nachmittagsproben beginnen. Am Ende der Freizeit, kurz vor der Heimfahrt, werden sich die Orchesterklassen gegenseitig ein kleines Konzert vorspielen und lernen, mit einer Konzertsituation umzugehen.

Das Adventsvorspiel der Orchesterklassen fünf und sechs sowie des Jugendorchesters findet statt am Freitag, den 7. Dezember 2012 um 16 Uhr in der Kulturhalle Frankenberg. Der Eintritt ist frei.

Dorothea Wagener            


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