Warum können Kriegsverbrecher ungeschoren davonkommen? Wie wurden der Völkermord von Ruanda oder das Massaker von Srebrenica juristisch aufgearbeitet? Und landen Putin oder Netanjahu womöglich eines Tages im Gefängnis? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der PoWi-LKs der Q4 (Kurse Jech und Bunte) bei einem fünfstündigen Workshop am 18. Februar. Die Schülerinnen und Schüler bekamen Gelegenheit dazu, sich intensiv mit dem Abiturpflichtthema „Internationales Strafrecht“ zu beschäftigen. Dazu war Dr. Henning de Vries, Geschäftsführer des Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse der Philipps-Universität Marburg, an die Edertalschule gekommen.
Der Workshop begann mit einem Einführungsvortrag des Experten in das nicht leicht zu durchschauende Netz an Zuständigkeiten der unterschiedlichen internationalen Gerichtshöfe, bei dem laut de Vries selbst die Tagesschau manchmal durcheinander komme. Blockaden im UN-Sicherheitsrat oder die fehlende Anerkennung des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) durch Länder wie Russland oder die USA erschwerten die grenzübergreifende Strafverfolgung, so der Experte.
Im weiteren Verlauf des Tages beschäftigten sich die Lernenden mit einzelnen Fällen des IStGH und erstellten dazu Kurzpräsentationen. So lernten sie den Fall Dominic Ongwen kennen, einen ehemaligen Kindersoldaten aus Uganda, der später selbst Kinder rekrutierte, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt wurde und mittlerweile in Haft sitzt. Ein anderer Fall betraf Umar al-Bashir, den ehemaligen Präsidenten des Sudan, der unter anderem wegen Völkermordes und Kriegsverbrechen im Darfur-Konflikt mit Haftbefehl gesucht wird, sich aber bisher der Strafverfolgung entziehen konnte.
Abschließend wurde der Workshop von allen Beteiligten als gewinnbringend bezeichnet. Es wurde deutlich, wie schwierig die grenzübergreifende Strafverfolgung immer noch ist. Dennoch war man sich einig, dass Institutionen wie der IStGH wichtig seien, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und zumindest einige Täter zur Rechenschaft ziehen zu können.
Alexander Bunte