Trommeln statt kiffen (HNA, 23.08.2018)
Drogenpräventionstag in Frankenberg klärte über sinnvolle Freizeitgestaltung auf
„Rauchen und Cannabis“ war das Motto des diesjährigen Präventionstages für Schüler in Frankenberg. Etwa 500 Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen in Frankenberg nahmen an Workshops zu den Themen Suchterkrankung und Rauschmittel teil. Während die Zehn- bis Dreizehnjährigen vorwiegend über die Folgen von Nikotin aufgeklärt wurden, richtete sich das Thema Cannabis an die älteren Schüler. „Wer einmal kifft, wird natürlich nicht sofort abhängig“, sagt Ulrike Ritter von der Suchtprävention des Diakonischen Werks Waldeck-Frankenberg. „Drogenmissbrauch kann viele Gründe haben. Es ist daher ein Irrglaube, anzunehmen, dass Kinder aus sozialschwachen Haushalten dafür anfälliger sind.“ So könne etwa auch ein zu großer Leistungsdruck in einem stabilen Elternhaus zu Drogenmissbrauch führen. Ein wirksamer Schutz dagegen seien beispielsweise außerschulische Erfolgserlebnisse und ein stabiler Freundeskreis.
„Vertrauen ist wichtig“, sagt Klaus Lötzerich, Leiter der Hans-Viessmann-Schule. Oft sei Drogenkonsum eine Flucht vor Alltagsproblemen. Um das Vertrauen in andere und sich selbst zu stärken, müsse man Jugendlichen Alternativen aufzeigen, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. „Sport hat da eine sehr positive Wirkung“, sagt Lötzerich und nennt Aktivitäten wie Kanufahren, Klettern oder Mannschaftssportarten. Auch Musik sei ein guter Ansatz, bestätigt Barbara Küpfer von der Musikschule Frankenberg, die beim Präventionstag mit einem Trommelworkshop vertreten war. Wer regelmäßig Drogen nehme, versuche damit eine innere Leere zu kompensieren. „Musikmachen gibt Kindern Inhalt. Sie können ihre Energie beim Trommeln freisetzen, und der Rhythmus gibt ihnen etwas Ordnendes“, erklärt Küpfer. Schüler machten unterschiedliche Erfahrungen mit Cannabis, sagt Claus-Hartwig Otto, Schulleiter der Edertalschule. Manche würden bereits in der fünften Klasse von Drogendealern angesprochen, andere dagegen nie. „Wichtig ist, dass wir den moralischen Zeigefinger wegnehmen“, betont Otto. Deshalb haben neben Sozialarbeitern und Lehrern auch ältere Schüler Workshops geleitet. „Wir wollen nicht zu belehrend auf die Schüler einwirken, uns aber andererseits auch nicht anbiedern“, beschreibt der Schulleiter die Balance, die es zu halten gelte. „In Frankenberg gibt es genauso Drogenprobleme wie in jeder anderen Stadt“, sagt Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß. Aufgrund der vielen Ursachen von Drogenmissbrauch sei eine gute Zusammenarbeit von Stadt, Schulen, Sozialarbeit und Polizei wie beim Präventionstag unerlässlich.
[Ein besonderer Dank geht an die Schülerinnen und Schüler, die souverän die Workshops für die Mittelstufenklassen zu den Themenbereichen Rauchen und Cannabis geleitet haben.]