Abschied ist auch ein bisschen bitter (wlz-fz, 06.07.2013)

Abschied ist auch ein bisschen bitter (wlz-fz, 06.07.2013)

Lehrer der Edertalschüler verabschieden langjährige Kolleginnen · Kreative Lieder und Gedichte

verabschiedung eidamkraft othwein wlz fz 06 07 2013

Mit dem Ende des Schuljahres verlassen nicht nur Schüler die Edertalschule, sondern auch Lehrer. Christa Eidam-Kraft geht in den Ruhestand, während Katrin Orthwein sich eine neue Herausforderung an einer Marburger Schule sucht. Nachdem die Lehrer ihre Schüler mit den Zeugnissen in die Ferien verabschiedet hatten, trafen sie sich zu einer Feierstunde, um auch Kollegen zu verabschieden.

Christa Eidam-Kraft hat sich nach 36 Jahren als Lehrerin für Deutsch sowie Politik und Wirtschaft für den vorzeitigen Ruhestand entschieden. Schulleiter Stefan Hermes ließ ihre Karriere Revue passieren und erzählte im Kreis der Kollegen, dass Eidam-Kraft in Marburg studiert und in Bad Wildungen ihr Referendariat gemacht habe. Als Lehrerin begann Eidam-Kraft an der Alten Landesschule in Korbach, bevor sie 1988 an die Edertalschule kam. Dort machte sie es sich zur Aufgabe, die Übergänge der vierten Klassen an das Gymnasium zu erleichtern und Verbindungen zwischen ihren Kollegen und den Lehrern der Grundschulen zu knüpfen. Laut Hermes hat die 62-Jährige außerdem die Tage der offenen Tür organisiert – „die haben so manchem Schüler den Weg an unsere Schule gewiesen“. An „vorderster Front“ habe die engagierte und beharrliche Lehrerin zudem die Mediathek mitentwickelt. Auch die Lehrer der Fachschaften fanden einige persönliche Worte zum Abschied und bezeichneten sie als eine „aussterbende Spezies der vor 1955 geborenen Lehrer“ an der Edertalschule. Zum Abschied der Deutschlehrerin wurden die Kollegen noch kreativ und dichteten ein Lied, in dem es zum Abschluss heißt: „Bye bye früh aufstehen, bye bye Christa bye“. „Ich habe den Ruhestand schon mal probiert“, sagte Eidam-Kraft mit einem lächelnden Blick auf ihr geschientes Bein. „Ich habe mir das nicht so vorgestellt, dass plötzlich alles von 100 auf null geht“, erklärte sie mit einem Hauch Wehmut. Verabschiedet wurde auch Katrin Orthwein. Sie hat sich an eine Marburger Schule versetzen lassen. Von den Kollegen gab es trotz aller liebevollen Worte zum Abschied auch ein wenig Schelte und Unverständnis: „Wir werden die vielen Impulse vermissen, die Sie der Edertalschule gegeben haben“, fasste Stefan Hermes zusammen. Er beschrieb die Beziehung von Orthwein zur Schule als eine „Hin-und-weg“-Beziehung“: Ihr Abitur machte sie dort, dann ging es zum Studium nach München und für ein Jahr als Assistenzlehrerin nach London. Das Referendariat machte Orthwein an der Edertalschule, ihre erste Festanstellung hatte sie dann im Kreis Hersfeld-Rotenburg. Schließlich landete die Lehrerin für Deutsch und Englisch wieder in Frankenberg – und geht nun freiwillig. Laut Hermes war sie ein „belebendes Element der Schule“. Sie war nicht nur im Personalrat, sondern auch Fachvorsteherin in Englisch, prägte das Austauschprogramm mit England und saß dem Prüfungsausschuss in Deutsch vor. Auch im noch jungen Fach Darstellendes Spiel habe sie sich eingebracht. Von den Lehrern kamen zum Abschied ganz persönliche Gedichte und Lieder und ein kleines Schauspiel. Selbst die Fachschaft Mathe und Physik ließ es sich nicht nehmen, ihr „einziges Ehrenmitglied“ zu verabschieden. Orthwein hatte in den Jahren zuvor den Naturwissenschaftlern Gedichte und Texte geschrieben, damit auch diese ihre Kollegen würdevoll und mit Humor verabschieden konnten. „Wir sind ja textlich nicht so begabt“ – das wurde bei einem Lied deutlich, das die Mathematiker und Physiker dann doch ganz ohne Orthweins Hilfe geschrieben hatten. „Ihr habt alles dafür getan, mir den Abschied so bitter wie möglich zu machen“, sagte Orthwein. Sie sagte, dass viele ihrer Schüler ihr erklärten, dass die eigene Mutter schon bei Orthwein Englisch gelernt hatte. „Bald werden es die Großmütter sein“, sagte sie. Sie möchte sich noch einmal neu orientieren müssen, sich nicht auskennen und die Mütter ihrer neuen Schüler noch nicht unterrichtet haben, erklärte Orthwein ihren Abschied aus Frankenberg. Eine Festanstellung als Studienrätin auf Probe überreichte Schulleiter Hermes an Martina Knack. Auch die bisherige Referendarin Charlotte Meier erhielt einen Lehrauftrag für das nächste Schuljahr. Verabschiedet haben die Lehrer sich neben den beiden Kollegen auch von den Referendaren Stefanie Neuwirth, Kathrin Homann, Florian Seibert, Reka Mengel und Ingo Sellmann.


Navigation