Erster Schritt auf dem Weg zum Ingenieur (wlz-fz, 02.07.2013)

Erster Schritt auf dem Weg zum Ingenieur (wlz-fz, 02.07.2013)

Absolventen der „Young Engineer Academy“ erhalten ihre Zertifikate · Projekte präsentiert

absolventenfeier yea wlz fz 02 07 2013

Die erste Stufe auf dem Weg zum Ingenieur haben die Absolventen der „Yea“ erreicht: Nach zwei Jahren „Studium“ neben der Schule haben sie gestern ihre Abschlusszertifikate erhalten. Die „Neulinge“, die das erste Jahr absolviert haben, erhielten Zwischenurkunden. Vor zwei Jahren war der erste Jahrgang Jungingeneur-Schule gestartet, der gestern endete. Ziel der Nachwuchs-Schmiede ist, Schüler für technische Berufe, speziell im Ingenieurswesen, zu begeistern. Die Viessmann-Werke hatten das Projekt in Kooperation mit der Edertalschule und der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) gestartet. Gestern erhielten die 25 Absolventen ihre Zertifikate, weitere 15 bekamen ein Zwischenzertifikat nach dem ersten Jahr.

Im Infocenter der Viessmann-Akademie stellten die Schüler die Ergebnisse ihrer Kurse vor. Lehrer, Eltern und Viessmann-Mitarbeiter verfolgten die Präsentation. „Eine Orientierungshilfe“ Ein Großteil des Erlernten spielt im „normalen“ gymnasialen Unterricht keine Rolle. So erhielten die Schüler beispielsweise Einblick in computergestützte Zeichenprogramme, sogenannte CAD-Systeme. Die Kenntnisse nutzten die Schüler, die noch im ersten Yea-Jahr sind, für eigene Entwicklungen, die höchst unterschiedlich waren: beispielsweise eine Seilbahn, ein Revolver oder eine Guillotine – jeweils mit Motor und Steuerung. Von einigen Produkten profitieren auch die Mitschüler: So erzeugt eine Photovoltaikanlage Strom, die in einem Akku gespeichert und am Gymnasium verwendet werden kann. Die Projekte haben die Jugendlichen zwar mithilfe von Lehrern und Dozenten entwickelt, dabei aber eigenständig gearbeitet. Viessmann-Ausbildungsleiter Georg Glade fand es deshalb beachtlich, „welche Entwicklung sie in dieser Zeit gemacht haben“. Viessmann-Verwaltungsrat Klaus Gantner beglückwünschte die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu ihren Urkunden. Ziel sei zum einem, junge Menschen schon in der Schule an technische Berufe heranzuführen. Zum anderen müssten Unternehmen dem Mangel an Fachkräften entgegenwirken. Bis zum Jahr 2025 schrumpfe der Anteil der 15- bis 25-Jährigen um ein Viertel. „Das wird den bereits jetzt bestehenden Mangel verstärken“, sagte Gantner. In Deutschland würden 100 000 Ingenieure fehlen. Aus diesem Grund habe „Yea“ Modellcharakter. Um Kinder und Jugendliche für Technik zu begeistern, habe die Firma Viessmann ihr Engagement noch erweitert, berichtete Gantner. So gibt es Projekte an der Battenberger Gesamtschule, Auszubildende gehen sogar in Kindergärten. Klaus Gantner warb bei den Yea-Absolventen dafür, in der Region zu bleiben und ein duales Studium an der THM zu absolvieren. Wen es in die Welt hinaus ziehe, dem biete Viessmann mit seinen 27 Produktions- und 74 Vertriebsstandorten dazu Möglichkeiten. Stefan Hermes, Leiter der Edertalschule, hob den „Ausnahmestatus“ des Projekts hervor. „Es ist ein ganz besonderes Projekt und eine Form der Begabtenförderung.“Yea sei eine „außergewöhnliche Orientierungshilfe für die Zukunft, wie auch immer diese Zukunft aussieht“. Er lobte zudem den „immensen Einsatz über den Regelunterricht hinaus“. „Sie haben Ungewöhnliches erreicht“, sagte Prof. Anita Röhm von der THM. Ein Ziel sei gewesen, die „Faszination Technik“ zu vermitteln. Lob gab es auch von den Schülern: „Das Wort Vielseitigkeit beschreibt Yea sehr gut“, sagte Jenny Naumann, eine der Schüler, die gestern das Zwischenzertifikat erhielten. Nach den Sommerferien steigen 20 Jugendliche neu in die Young Engineer Academy ein. Das Streichquartett der Edertalschule umrahmte den Festakt musikalisch.

HINTERGRUND

Die Teilnehmer von „Yea“ absolvieren innerhalb von zwei Jahren 230 Schulstunden zusätzlich zum regulären Stundenplan. Themen sind unter anderem „Bau und Inbetriebnahme eines Roboters“ und „Projektdokumentation und -präsentation“. Zudem fanden Vorlesungen an der THM statt, unter anderem über Elektrotechnik. Die
Schüler haben die Hannover-Messe besucht und die Teamfähigkeit im Hochseilgarten gestärkt. Immer wieder stand die Verknüpfung von Theorie und Praxis im Vordergrund.
Bei der Firma Viessmann lernten sie die Funktion und Steuerung von Robotern kennen und den Weg von der Idee bis zur Serienreife eines Produkts. In den Ferien absolvierten die Jugendlichen sogar Praktika bei Viessmann.