Musikalische Gegensätze ziehen sich an (wlz-fz, 12.11.2012)
Mehr als 1100 Besucher bei „Rock meets Classic“ des Jugendsinfonieorchesters und der Backstrikers
Wenn das Darth-Vader-Thema aus „Star Wars“ auf Johann Sebastian Bachs „Air“ trifft und Streicher und Bläser Songs von AC/DC, John Miles, Nightwish und Frank Zappa spielen, kann das Motto nur „Rock meets Classic“ heißen. Mehr als 1100 Menschen haben am Wochenende die beiden Konzerte des Jugendsinfonieorchesters der Edertalschule gemeinsam mit Matthze Maurer und seiner Band Backstrikers erlebt – und bejubelt. Die Akteure auf der Bühne füllten den Titel des Konzertes „Rock meets Classic“ wahrlich mit Leben. Während Akustik-Versionen Lieder auf das Wesentliche reduzieren, bewirkt eine Bearbeitung für Orchester genau das Gegenteil: Es schöpft sämtliche Potenziale eines Stückes aus, macht aus einem Song ein Werk und gibt ihm einen neuen, großen Rahmen, der es auf ein völlig neues Level hebt. Und das taten auch die Musiker des Jugendsinfonieorchesters. Für das Programm hatten sich Orchesterleiter Markus Wagener und Backstrikers-Frontmann Matthze Maurer Stücke ausgesucht, die in den vergangenen Jahren bereits für Begeisterung gesorgt hatten. Aber auch neue Bearbeitungen waren dabei.
Dafür waren auch eigens einige ehemalige Abiturienten noch einmal in ihr Schulorchester zurückgekehrt. Das am meisten und längsten bejubelte Stück war Metallicas „Nothing else matters“ – aber nicht in der Version mit Gesang und Orchester, wie es auch Metallica schon aufgenommen haben. Simon Ptaschnik, Lotte Mengel, Anna Landau und Julia Goos spielten eine Version der finnischen Band Apocalyptica für vier Celli. Für Begeisterungsstürme sorgte auch das von Philipp Sander arrangierte und dirigierte „Ghost Love Score“ von Nightwish in einer Länge, die das Publikum sonst nur von klassischen Stücken gewohnt ist. Dabei standen auch die Sängerinnen Stephanie Horn, Nadine Buschmann und Natalie Röse, Gitarrist Peer Schrader und ein kleiner Chor auf der Bühne. Mit Benedikt Kantert leitete ein weiterer Schüler als Dirigent und Arrangeur das Orchester: Er hatte „Use Somebody“ von Kings of Leon mit den Schülern und den Backstrikers eingeübt. Dirigent Martin S. Fischer übernahm bei dem von ihm arrangierten „Clocks“ von Coldplay den Taktstock. Eine Stärke in der Zusammenarbeit für „Rock meets Classic“ liegt in den Arrangements von Backstrikers-Keyboarder Jochen Lehnert: Von den wohl berühmtesten Mundharmonikaklängen der Welt aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ wechselten die Musiker zu „Oh happy day“, aus „Wind of Change“ wurde Lennons „Imagine“, und „Highway to hell“ von AC/DC war in einer – für Rock-Fans etwas gewöhnungsbedürftigen – Country-Version zu hören. Unter dem Motto „Love is in the air“ hatte er unter anderem Johann Sebastian Bachs „Air“ mit dem Darth-Vader-Thema aus Star Wars, Procol Harums „A whiter shade of pale“ und „Oh my love“ von den Righteous Brothers verknüpft. Nicht fehlen durften „Music“ von John Miles – ein Stück, das das Konzept von „Rock meets Classic“ auf den Punkt bringt, ebenso wie „Hallelujah“ von Leonard Cohen. Und wenn Matthze Maurer auf der Bühne steht, ist mit Sicherheit auch Elvis im Programm vertreten – in diesem Fall mit „You are always on my mind“. Bei Zappas „Whippin’ Post“ wurde es zwischenzeitlich beinahe psychedelisch und Kerstin Böttcher, die als Gast der Backstrikers dabei war, zeigte ihr Können, sowohl gesanglich als auch an der Geige.So wie auch das Repertoire sich von den üblichen Konzerten des Schulorchesters unterschied, so anders benahm sich auch das Publikum: Je weiter der Abend voranschritt, desto mehr verhielten sich die Zuhörer wie bei einem Rockkonzert: Sie klatschten nicht nur, sondern pfiffen und johlten. Und auch den Musikern und ihren Dirigenten war der Spaß an der Sache deutlich anzusehen: So konnte zum Schluss selbst Markus Wagener auf dem Dirigentenpult nicht mehr die Füße stillhalten oder sang am Bühnenrand mit, während sein Kollege Martin S. Fischer dirigierte. Das Publikum entließ die Musiker erst nach drei Stunden von der Bühne.

