Rückkehr zu G9 oder die freie Wahl (wlz-fz, 17.10.2012)
Entscheidung für künftige Unterrichtsform an der Edertalschule soll bis Februar gefallen sein
Wie lange dauert es künftig bis zum Abitur? Mit dieser Frage befassen sich zurzeit die Schulleitung und das Kollegium der Edertalschule. Theoretisch gibt es drei Möglichkeiten: Die Beibehaltung von G8, die Rückkehr zu G9 oder die Teilnahme an einem Schulversuch für eine Mischform. Die Neufassung des hessischen Schulgesetzes soll im Dezember vorliegen – und dann wird es spannend für die Lehrer und Schüler der Edertalschule, denn dann werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Am Gymnasium wird schon jetzt diskutiert, welcher Weg zur Oberstufe ab Sommer 2013 gelten soll. Drei Möglichkeiten gibt es: Ein Parallelangebot für G8 und G9 in einem wissenschaftlich begleiteten Schulversuch, die Rückkehr zu G9, also dem Weg zum Abitur in neun Jahren, oder die Beibehaltung der achtjährigen Gymnasialzeit (G8) mit der verkürzten Mittelstufe. Letzteres, sagt Schulleiter Stefan Hermes, werde voraussichtlich keine Mehrheit in der Schulgemeinde finden. Sie diskutiere vor allem über die beiden anderen Alternativen – und dies zu seiner Freude sehr sachlich. „Ich mache keinen Hehl daraus, dass ein Mischmodell für die Schulleitung interessant ist“, sagt Hermes. Dafür spreche, dass die Schule ein Angebot für Schüler machen könne, die G8 schaffen, aber auch für jene, die ein wenig mehr Zeit brauchen. Allerdings werde die Schulleitung keinesfalls eine Entscheidung „durchboxen“. Welchen Weg zur Oberstufe die Edertalschule anstrebt, soll stattdessen die Schulgemeinde entscheiden: die Gesamtkonferenz, die Schülervollversammlung und eine Elternversammlung sollen abstimmen. Hermes wünscht sich eine Entscheidung, die auf einer breiten Mehrheit und auf Fakten beruht.
Auch, wenn über G8 oft emotional gesprochen werde, solle sachlich über Vor- und Nachteile diskutiert werden. Doch zuvor müssen noch einige Fragen beantwortet werden. So hofft Hermes unter anderem darauf, dass das Kultusministerium die Vorgaben zur Aufteilung der Klassen im kombinierten System noch einmal überarbeitet. Bisher sind je zwei G8-und G9-Klassen pro Jahrgang eine Bedingung für die Teilnahme am Schulversuch. Dass sich genügend Schüler für zwei G8-Klassen in Frankenberg fänden, „ist aber eher unwahrscheinlich“, sagt Hermes. Die Beratung, für welchen Unterricht ein Kind ab der siebten Klasse geeignet ist, dürfe davon nicht beeinflusst werden. „Die Beratung am Ende der sechsten Klasse muss eine pädagogische sein, nicht eine arithmetische“, betont Stefan Hermes. Offen sei auch noch, was nach dem auf drei Jahre angelegten Schulversuch geschieht. „Auch da erhoffen wir uns Klärung.“ Der Versuch eines Parallelangebotes ist ein Projekt des Kultusministeriums; damit fällt die Entscheidung über die Teilnahme der ETS auch dort. Sollte sich die Schulgemeinde für eine Rückkehr zu G9 entscheiden, sind die Hürden höher: Dann muss die Gesamtkonferenz mindestens mit einer Zwei-Drittel Mehrheit zustimmen. Auch der Landkreis als Schulträger, das Schulamt, der Schulelternbeirat und die Schülervertretung müssen sich dafür aussprechen. Sollte die Wahl auf G9 fallen, ist davon zuerst die nächste Jahrgangsstufe fünf betroffen. Alle Schüler, die bereits jetzt an der ETS sind, würden weiter nach dem G8-System unterrichtet. Sollte das Mischmodell zum Tragen kommen, hätte dies auch Auswirkungen auf die aktuellen Fünft- und Sechstklässler: Sie werden bereits, wie auch im Mischmodell für die ersten beiden Jahrgänge vorgesehen, nach G8-Stundentafel unterrichtet und könnten nach der sechsten Klasse wählen. „Wir können erst entscheiden, wenn das Schulgesetz in der neuen Fassung vorliegt“, erläuterte Hermes. Bis dahin bleibt die Schule nicht untätig: Nach den Herbstferien sollen Konzepte erarbeitet werden – sowohl für die Mischform als auch für die Rückkehr zu G9. Die Entscheidung, in welcher Form das Gymnasium in Zukunft arbeitet, soll vor dem Schnuppertag für künftige Fünftklässler gefallen sein. Die Umsetzung bis zum Sommer werde „knapp, aber machbar“, zeigt sich Stefan Hermes zuversichtlich.