Schulsanitäter an der Edertalschule leisteten ihren 500. Einsatz
HNA vom 22.09.2020
Sie kleben Pflaster auf aufgeschlagene Knie, kümmern sich um Fünftklässler, die vor einer Klassenarbeit Bauchweh haben, aber auch um eine Bastelschere, die schon mal in einem Unterarm steckte: die Schulsanitäter der Frankenberger Edertalschule. Unter der Regie ihres Lehrers und Ausbilders Andreas Pigulla haben die Jugendlichen in ihren roten Jacken kürzlich ihren 500. Einsatz geleistet. Nuriel Gessa (Jahrgangsstufe 9), Tobias Schicke und Linus Neuhaus (beide Stufe 10) haben gerade Tagdienst. Das heißt, die gut ausgebildeten Schüler sitzen mit Walkie-Talkies im Unterricht und können jederzeit zu Einsätzen gerufen werden. In den großen Pausen ist zusätzlich der Sanitätsdienstraum geöffnet. Lehrer Andreas Pigulla, selbst ausgebildeter Rettungssanitäter, hatte den Sanitätsdienst an der Edertalschule vor sechs Jahren ins Leben gerufen. „Für die ersten 15 Plätze gab es 64 Bewerber. Wir mussten losen – und so ist es eigentlich bis heute geblieben“, lacht Pigulla. In der Stufe 8 stellt Pigulla die Aufgaben des Schulsanitätsdienstes vor. Nach einer gründlichen Ausbildung in Erster Hilfe gehören die Neuen dann zum Team von aktuell 25 Schulsanitätern. Anfangs seien viele Schüler etwas zurückhaltend, berichtet Pigulla. „Aber nur ein Jahr später sind das ganz andere Menschen mit einem wahnsinnigen Zuwachs an Selbstvertrauen.“ Das ist das erklärte Ziel der Schule: „Wir wollen hin zu einer Kultur des Helfens und Hinschauens“, sagt Pigulla, der selbst über viele Jahre im Rettungsdienst gearbeitet hat. Mit dem Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Frankenberg, hat die Edertalschule einen kompetenten Kooperationspartner. „Vom DRK bekommen wir Materialspenden, wir haben auch zusammen schon ein Behelfslazarett aufgebaut“, erzählt Pigulla. Seine drei Schulsanitäter Tobias Schicke, Nuriel Gessa und Linus Neuhaus haben sich in ihrer Freizeit der DRK Bereitschaft angeschlossen und bilden sich dort weiter. „Die Arbeit ist spannend, mir gefällt die Teamgemeinschaft“, sagt Schicke. Und: „Ich fühle mich so viel sicherer.“ Nach einem „echten“ Notfall war Andreas Pigulla zu Recht stolz auf seine Jungs: Mit Verdacht auf Schlaganfall war ein Mann auf dem Schulgelände kollabiert. Linus Neuhaus war als Ersthelfer zur Stelle und orientierte sich bei der Notfall-Anamnese am „ABCDE-Schema“ des Rettungsdienstes. „Linus hat eine sehr professionelle Übergabe gemacht“, lobt Andreas Pigulla. „Die Leute vom Rettungsdienst wussten sofort, worauf sie bei dem Patienten achten müssen“, berichtet auch Linus Neuhaus ein bisschen stolz. Hilfreich war es sicher auch, dass sich Schulsanitäter und Rettungsdienst-Mitarbeiter bereits aus gemeinsamen Übungen kannten. Tobias, Nuriel und Linus können sich durchaus vorstellen, später einmal – vielleicht während des Studiums – im Rettungsdienst zu arbeiten. Sie wären nicht die ersten Edertalschüler, die diesen Weg einschlagen. Einer seiner ehemaligen Schulsanitäter habe es bis zum Lufthansa-Piloten gebracht, erzählt Lehrer Pigulla. Ihm kommt es auf die „soft skills“ - an, also auf die so genannten weichen Charaktereigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Teamfähigkeit oder Flexibilität. Diese „soft skills“ prägen nicht nur das Klima einer Schule – sie haben auch im späteren Berufsleben noch niemandem geschadet.
Bildunterschrift:
Schulsanitätsdienst an der Frankenberger Edertalschule: (von links) Tobias Schicke, Nuriel Gessa und Linus Neuhaus messen bei ihrem Lehrer und Ausbilder Andreas Pigulla (sitzend) den Blutdruck – natürlich nur für das Foto.