Am Freitag, den 08.04.2021 war im Rahmen des literarischen Frühlings Jochen Bittner bei uns an der Edertalschule zu Gast. Bittner, der 1973 in Frankenberg geboren wurde und sein Abitur 1993 an der Edertalschule absolvierte, ist derzeitiger Co-Leiter des Streit Ressorts der Zeit. In einem von unserem Moderatorenteam, bestehend aus Burcu Sarikaya, Evelin Paul, Luis Koppe und Tim Theis, begleiteten Interview beantwortete Bittner verschiedenste Fragen über den Ukraine-Krieg und die daraus entstehenden Folgen für Deutschland. Auch gab Bittner Einblicke in seinen Job als Redakteur und seinen Arbeitsalltag.
Bittner begann selbst mit einem Impulsvortrag, in dem er von seiner Jugend in Zeiten des Kalten Kriegs erzählte, in der es völlig normal gewesen sei, dass Tiefflieger in Frankenberg und Umgebung den Ernstfall probten. Mit dem Jahr 1989 sei es dann zu einer Zeitenwende gekommen, in der ein Gefühl herrschte, dass der Westen und damit auch die Demokratie gewonnen hätte. So eine Zeitenwende erlebe man jetzt wieder. Die Demokratie gerate unter Druck durch Autokratien wie Russland oder China, aber auch durch populistische Strömungen in der Demokratie selbst. Ein großer Vorteil der Demokratie sei laut Bittner, dass sie Fehler korrigieren könne, welches in einer Autokratie nicht möglich sei.
In der von unserem Moderatorenteam geleiteten Fragerunde sprach Bittner dann über viele Fragen, die uns bewegen, wenn wir an den Ukraine-Krieg denken. So sei Deutschlands Weigerung die Ukraine in die NATO aufzunehmen rückblickend gesehen ein Fehler, damals aber die richtige Entscheidung gewesen. Auch gab Bittner Ausblicke, wie der Krieg durch mögliche Sicherheitsgarantien des Westens für die Ukraine und eine starke wirtschaftliche Schwächung Russlands enden könnte. Auch die Rolle Chinas im Konflikt wurde von Bittner aufgegriffen. Er erklärte mögliche Konsequenzen einer chinesischen Unterstützung Russlands für China, aber auch für uns in Deutschland und dass er davon ausgehe, dass Deutschland in Zukunft versuchen wird, nicht mehr so abhängig von anderen Staaten zu sein. Bittner vertritt allerdings auch die Meinung, dass man einen kompletten Energiestopp aus Russland direkt am Anfang des Konflikts hätte durchführen müssen, um Putin entschlossen entgegenzutreten. Zusätzlich dazu ging er auf das Szenario eines militärischen Erfolges von Putin ein, was möglicherweise viel größere Folgen als ein Rohstoffembargo habe und weswegen man lieber jetzt etwas opfern solle, bevor es zu spät sei.
Im weiteren Verlauf sprach Bittner noch über Katar als möglichen Handelspartner für Gas, die Arbeit eines Journalisten in Kriegszeiten und Kriegsgebieten und woher Zeitungen wie die Zeit ihre Informationen bekommen. Nach dem knapp 70-minütigen Interview gab es noch die Möglichkeit für das Publikum Herrn Bittner weitere Fragen zu stellen.