Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht
„Nie wieder ist jetzt!“ könnte als Leitsatz der Gedenkveranstaltung gelten, die am 11.11. in der Kulturhalle anlässlich der Reichspogromnacht vom 09. November 1938 stattfand. Geladen waren die Jahrgänge 12 und 13 der Schule, die den Vortrag des Vorsitzenden des Förderkreises Synagoge Vöhl, Karl Heinz Stadler, hörten. Herr Stadler erforscht seit Jahren die Schicksale der jüdischen Opfer des Landkreises Waldeck-Frankenberg und stellte bei seinem kurzweiligen Vortrag immer wieder heraus, dass diese schrecklichen Ereignisse des 9. Und 10. November 1938 nicht irgendwo in Deutschland geschahen, sondern direkt vor unserer Haustür, in Frankenau, Battenberg, Gemünden und vielen anderen Gemeinden unseres Landkreises.
Dass die Ausschreitungen gegen jüdische Mitbewohner in Frankenberg in der Aula der Edertalschule ihren Ausgang nahmen, wurde von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 12 eindrücklich dargestellt. In ihrem Vortrag erinnerten sie beispielhaft an das Schicksal der Frankenberger jüdischen Familien Plaut, Katzenstein oder Bachenheimer.
Für einen würdigen musikalischen Rahmen des Gedenkens sorgten Matthias Müller am Klavier und Robin Rauch am Saxofon. Zudem hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, in einem Gedenkraum mit Bildwänden und Kerzenlicht einen Moment innezuhalten und eigene Gedanken zu formulieren.
Für das Gelingen der Veranstaltung trugen insbesondere Schülerinnen und Schüler bei, die spontan bereit waren, bei der Gestaltung der Feier mitzuwirken: Milla Döls, Nele Hamatschek, Josephine Cramer, Joanne Cramer, Dana Pfingst, Maike Schmidtmann, Ole Schwarz, Robin Rauch, Kevin Küster und Roman Scheu.
Vielen Dank noch einmal an euch!
Artikel aus der HNA vom 12.11.2024
Gegen Hass und Antisemitismus
Edertalschüler gedachten der Pogromnacht von 1938 und erinnerten an NS-Opfer
Wir müssen wachsam sein und nicht wie damals wegschauen. Hass, Rassismus, Antisemitismus dürfen nicht das letzte Wort der Geschichte sein!“ Mit diesen Worten der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer appellierten am Montag Schülerinnen und Schüler der Frankenberger Edertalschule am Ende einer Gedenkfeier an den Pogromabend des 9. November 1938. Dazu hatte sich in derKulturhalle die gesamte Oberstufe des Gymnasiums versammelt. Zu Gast war Karl-Heinz Stadtler (Vöhl), der als Vorsitzender des Förderkreises Synagoge Vöhl seit Jahren die Schicksale jüdischer Verfolgter und Opfer des Nationalsozialismus erforscht hat und nun in einem Vortrag über frühen Antisemitismus und das Erstarken des NS-Regimes vor 1938 sprach. Die Gedenkfeier aus Anlass der Pogromnacht, die ihren Ausgang nahm, als am Abend des 9. November 1938 aus der Aula des Gymnasiums Edertalschule die dort versammelten SA- und SS-Leute zur Synagoge ausrückten, hat bereits eine Tradition, die nur durch die Corona-Pandemie unterbrochen wurde.
„Es ist unsere Aufgabe und unsere Pflicht, die Erinnerung an das an jenem Abend begonnene Unrecht, das die größten und abscheulichsten Verbrechen im Nationalsozialismus einleitete, wachzuhalten“, sagte Oberstudiendirektor Markus Koch. „Extremismus und Antisemitismus dürfen in unserer Mitte keinen Platz mehr haben!“
Wie schon lange vor der Pogromnacht 1938 die systematische Verfolgung und zunehmende Entrechtung der jüdischen Bürger durch das NSRegime begann, schilderte Karl-Heinz Stadtler. Schlägerbanden der SA aus dem Raum Vöhl schlugen und folterten jüdische Menschen schon vorher, ohne bestraft zu werden. Am Hohn und Spott seien sehr früh Kinder beteiligt gewesen, so wie auch die Wohnung des Frankenberger Lehrers Ferdinand Stern am Tag nach der Pogromnacht von 13-jährigen Schülern gestürmt worden sei, berichtete Stadtler. Hass und Stigmatisierung seien in Schul- und Kinderbüchern wie „Der Giftpilz“ systematisch gelehrt worden. Mit großer Ernsthaftigkeit machten anschließend Mitglieder aus zwei Grundkursen Geschichte mit ihren Lehrerinnen Sandra Wabnegg-Paulus und Verena Wickles anhand von Zeitzeugenberichten, Bildern und Dokumenten auf der Großbildleinwand der Kulturhalle einzelne Schicksale jüdischer Frankenberger Familien wie Plaut, Katzenstein oder Bachenheimer sichtbar. Sie erinnerten an 770 Opfer des Holocaust im Landkreis Waldeck-Frankenberg, davon allein 39 in Frankenberg. Für den musikalischen Rahmen des Gedenkens mit Stücken wie dem Themenmotiv aus „Schindlers Liste“ sorgte Matthias Müller (Klavier) und Robin Rauch (Saxofon). Ein Nebenraum der Kulturhalle war von den Schülern als Gedenkraum mit Bildwänden und Kerzenlicht eingerichtet worden, wo die Jugendlichen noch einmal schriftlich eigene Gedanken und Eindrücke formulieren konnten.
Text und Foto: Karl-Hermann Völker, HNA vom 12.11.2024
Bildunterschrift:
Gedenken an jüdische Familien: Auf der Großbildleinwand erinnerten in der Kulturhalle Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte an Frankenberger Opfer des Nationalsozialismus. Im Bild die Mitwirkenden von links Milla Döls, Josephine Cramer, Nele Hamatschek, Karl-Heinz Stadtler, Joanne Cramer, Dana Pfingst, Maike Schmidtmann, Ole Schwarz, Sandra WabneggPaulus, Robin Rauch, Verena Wickles und Matthias Müller.