Schüler wollen mitentscheiden (HNA, 14.05.2019)
Mit der Juniorwahl haben Edertalschüler die Europawahl simuliert
Mit diesem Andrang hat Marco Böhnisch nicht gerechnet. Die Schüler stehen Schlange vor dem Wahllokal in der Mediathek. Es ist große Pause an der Edertalschule und zig Schüler der Jahrgangsstufen 10 bis 13 sind da, um an der Juniorwahl teilzunehmen – einer Simulation der Europawahl, die bundesweit an 2753 Schulen stattfindet, an der Edertalschule zum ersten Mal. „Wir gehen von einer sehr hohen Wahlbeteiligung aus“, sagt Lehrer Marco Böhnisch. Am Abend wird er von 79,46 Prozent berichten – obwohl die Teilnahme für die Schüler freiwillig war. „Ein sehr hoher Wert, der das politische Interesse unserer Schülerinnen und Schüler widerspiegelt“, sagt der Leiter der Fachschaft Politik und Wirtschaft, kurz PoWi, die die Juniorwahl in der Mediathek organisiert hat. Wie die Edertalschüler gewählt haben, darf Böhnisch noch nicht verraten. Die Ergebnisse werden erst am 26. Mai, dem Tag der echten Europawahl, bekanntgegeben, damit kein wahlberechtigter Schüler beeinflusst wird. Eines wird aber schon an diesem Morgen im Wahllokal der Edertalschule deutlich: Die Jugend interessiert sich für Europa und die Europawahl.
„Ich denke, die älteren Schüler sind gut im Bilde“, sagt Böhnisch. „Wir haben im Unterricht gelernt, wie Europa funktioniert“, sagt der 17-jährige Moritz Graw. Die Europawahl sei ein Schwerpunkt im Unterricht der Jahrgänge 10 und 12, sagt Böhnisch. Allerdings, bedauert er, spiele Europa im Lehrplan nicht die Rolle, „wie die EU eine Bedeutung hat“. Er merke, dass das Thema den Schülern unter den Nägeln brenne. „Die Themen laden auch dazu ein“, sagt der Politik-Lehrer: „Brexit, Rechtspopulismus, der Euro – das sind manchmal spannende Diskussionen im Unterricht.“ Probleme mit Rechtspopulismus oder Rassismus würden an der Edertalschule nicht offen zutage treten, berichtet Böhnisch. Darauf könne die Schule stolz sein. „Viele Schüler haben zu Hause eine politisch ausgereifte Erziehung bekommen. Und im Unterricht wird viel aufgeklärt.“ Auch im Wahllokal wird an diesem Morgen über aktuelle politische Themen diskutiert – etwa über die CDU und ihre Haltung zum umstrittenen Artikel 13 der Urheberrechtsreform. Für einige Schüler wird die Europawahl auch die erste echte Wahl sein. „Für mich ist wichtig, dass wir mitentscheiden können“, sagt der 18-jährige Julian Buttler, der am 26. Mai zur Wahl gehen will. Aber auch bei denen, die noch nicht wahlberechtigt sind, sei das Interesse groß, berichtet Marco Böhnisch. In jedem Fall sei es „sehr wahrscheinlich“, ist er überzeugt, „dass jeder, der bei der Juniorwahl mitmacht, am Wahlabend auch die Wahlsendung zur Europawahl gucken wird“. Damit habe die Juniorwahl ihr Ziel erreicht: „Du kannst viel über Europa erklären, aber wie sich so eine Wahl anfühlt, kriegt man erst hier mit.“ Und spätestens bei der Bundestagswahl 2021 wolle die Edertalschule die Juniorwahl „auf breitere Füße stellen“ und zum Beispiel Politiker zur Diskussionsrunde einladen und die jüngeren Jahrgänge mitabstimmen lassen.
Die Juniorwahl
Die Juniorwahl ist ein bundesweites Schulprojekt zu Wahlen. Anlässlich der Europawahl macht erstmals auch die Edertalschule mit. „Wir haben uns im Unterricht die Wahlprogramme der Parteien angeguckt“, sagt Schüler Julian Buttler, der einer der Wahlhelfer im Wahllokal ist. „Einige waren erstaunt, welche Parteien dabei sind und wie lang der Stimmzettel ist“, sagt Lehrer Marco Böhnisch. Bei der Juniorwahl lief alles wie bei einer echten Wahl ab: mit Wahlbenachrichtigung, einem Stimmzettel mit den echten Parteien und Kandidaten, mit Wahlkabine und Stimmenauszählung. Die Ergebnisse gibt es am 26. Mai auf www.juniorwahl.de