Mythos oder Wirklichkeit? (HNA, 07.05.2019)
Neues Stück „Sandra K. Der Prozess“ der Theater-AG hat Mittwoch Premiere
Die Spannung steigt, die Schauspieler proben täglich hoch konzentriert, am Mittwoch ist Premiere: „Sandra K. Der Prozess“, so der Titel des neuesten Stücks der Theater AG an der Edertalschule, durchläuft derzeit in der Kulturhalle die letzten Hauptproben. Bereits im September 2018 hat die 40-köpfige Theatergruppe die Entscheidung getroffen, sich mit dem antiken Kassandra-Mythos zu beschäftigen, diesen jedoch in ihre Gegenwart zu transportieren. Während der Osterferien wurde in der Kulturhalle die große Tribüne aufgebaut. „Kassandra bietet eine ergiebige Plattform, mit und auf der wir spielen können“, sagt Spielleiter Thorsten Jech. „Aus Kassandra wird bei uns Sandra K., eine selbstbewusste und selbstbestimmte Frau unbestimmten Alters, die als Klimaschützerin und –aktivistin über gewisse seherische Gaben verfügt. Letztlich wird ihr genau deswegen der Prozess gemacht.“ Dabei stehe Sandra stellvertretend für Menschen weltweit, die unbequem sind, die, wie auch Greta Thunberg, das aussprechen, was man nicht hören möchte, und denen man nicht glaubt, weil man ihnen nicht glauben will.
„Anklänge an Kafkas ‚Der Prozess’ sind bewusst gewählt“, versichert Jech. Auch deshalb ist der Spielort in der großen Halle in diesem Jahr ungewöhnlich. „Wir fanden die Idee, die Bühne zu einem Ort des Gerichts zu machen, besonders reizvoll“, erläutert Co-Spielleiter Daniel Herbrich. „Denn die öffentliche Zurschaustellung einer Angeklagten im Prozess verdichtet das Bild, das wir als Publikum vorgesetzt bekommen. Im Kern stellt sich die Frage: Welche Zukunft sieht Sandra K.? Und glauben wir ihr?“ Der Gerichtssaal wird auf eine ganz eigene Art gestaltet und als ein Ort inszeniert, der die große Bühne für Richter, Anklägerin und Verteidigerin bietet, auf der sie das Volk und die Geschworenen beeindrucken und für sich gewinnen wollen. Dabei wird die Hauptverhandlung gegen Sandra K. immer wieder von „Parallelprozessen“ durchbrochen, in denen historische Figuren vor Gericht stehen, die ebenfalls ein seherisches Potenzial gehabt haben und die ihrer Zeit voraus gewesen sind. „Zudem knüpfen wir mit unserer Jury dieses Jahr an die antike Form des chorischen Theaters an.“ Wie auch in vergangenen Jahren sind alle in der Gruppe an Stückentwicklung, Layout und Aufbau beteiligt. „Immer wieder toll ist, dass Ehemalige an Freizeiten und den einen oder anderen Aufbautag vorbeikommen, um mitzuhelfen. Von ihrer langjährigen Erfahrung mit Layout und Bühnenbau profitiert die gesamte Gruppe“, freut sich Spielleiter Jech. Gesangsdarbietungen und der Einsatz von Musikinstrumenten gehören neben raumgreifenden Choreografien wieder zum bewährten Inszenierungsrepertoire der Theater-AG.
Eintrittskarten im Vorverkauf
Das aktuelle Stück der Theater-AG der Edertalschule „Sandra K. - Ein Prozess“ wird nach der Premiere am kommenden Mittwoch, 8. Mai, auch am Freitag, 10. Mai, Samstag, 11. Mai, und Sonntag, 12. Mai (Dernière), jeweils ab 20 Uhr in der Kulturhalle aufgeführt. Eintrittskarten im Vorverkauf gibt es für neun, ermäßigt sechs Euro bei Bücher Jakobi, in der Buchhandlung Hykel, im Sekretariat des Gymnasiums und jeweils ab 19 Uhr an der Abendkasse.