Drei Barocktrompeten sorgen für den festlichen Klang (wlz-fz, 15.12.2012)
Schüler des Musik-Leistungskurses der Edertalschule erklären, wie Bach das Weihnachtsoratorium geschrieben hat
Die Kantorei der Liebfrauenkirche führt heute Abend das Weihnachtsoratorium auf. In einer „Talkrunde“ haben die Musikschüler der Edertalschule Eltern und Freunde auf die Instrumente und Themen der Komposition vorbereitet. Rund 50 Besucher sitzen im Publikum der Gesprächsrunde „Talk mit Bach“ und begrüßen gemeinsam mit Moderatorin Anna Kobus den Stargast Johann Sebastian Bach mit einem Applaus. Einer der Schüler des Musik-Leistungskurses trägt eine silbergelockte Perücke und ein Rüschenhemd und stellt sich als 327 Jahre alter Komponist vor. Dem Publikum erzählt er aus dem Leben des berühmten Musikers: 1723 wurde er Kantor der Thomaskirche in Leipzig, betreute vier Kirchen, musste jede Woche eine neue Kantate schreiben – und ganz nebenbei noch Schüler in Musik und Latein unterrichten und dem Chor das Singen beibringen. Als Professor trat Benedikt Kantat der Talkrunde bei und erklärte dem Publikum, dass Bach unter einer absolutistischen Herrschaft lebte, was sich auch auf dessen Kompositionen ausgewirkt habe: Bachs Stücke wurden für Könige geschrieben, weshalb sie prachtvoll und majestätisch klingen. Er konnte nicht die Musik machen, die er wollte, weil die Monarchen ihn bezahlten. Als „Musikwissenschaftlerin“ erklärte Anika Neuschäfer, dass Bach sein Weihnachtsoratorium größtenteils im sogenannten Parodieverfahren geschrieben hat. Das bedeutet, dass Bach Melodien, die er bereits für das sächsische Königshaus komponiert hatte, für sein weihnachtliches Werk übernahm und umwandelte. In sechs Kantaten vertonte Bach die gesamte biblische Weihnachtsgeschichte. Dabei plante Bach es ursprünglich so, dass für jede Kantate ein anderer Aufführungstag vorgesehen war. Die Edertalschüler behandelten in ihrem Vortrag nur die Kantaten eins, drei und sechs – denn diese drei bringt die Kantorei der Liebfrauenkirche heute um 19 Uhr und morgen um 17 Uhr zur Aufführung.
Die erste Kantate „Jauchzet, frohlocket“ schrieb Bach für den ersten Weihnachtstag am 25. Dezember. Darin behandelt er die Geburt Jesu. In der dritten Kantate „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ – geschrieben für den 27. Dezember – erzählt Bach von den Hirten, die sich zur Krippe aufmachen. Mit der Zeile „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“ beginnt die sechste und letzte Kantate. Sie wurde ursprünglich am 6. Januar aufgeführt und erzählt von den drei Weisen aus dem Morgenland. „Dieses Stück hat die größte instrumentale Vielfalt“, erläuterte Neuschäfer. Mit kurzen Kostproben versehen, stellten die Musikschüler ihrem Publikum vor, welche Instrumente Bach in seinem Oratorium vorgesehen hat. Da wären etwa zwei Pauken und drei Trompeten – sie verleihen der Komposition den majestätischen Klang. Die Menge der beiden Instrumente sei zudem beachtlich gewesen, da Pauken und Trompeten im 18. Jahrhundert sehr teuer waren. Die Barocktrompete bringt das besonders festliche „E“ als Grundton hervor. Daneben plante Bach eine kleine Positivorgel ein, Querflöte, eine herausstechende Oboe, Geigen und eine voll und dunkel klingende Bratsche sowie ein Cello und ein Fagott. Für den Gesang zeichnet ein Chor – ursprünglich der Leipziger Thomanerchor – und vier Solisten in den jeweiligen Stimmen Alt, Sopran, Bass und Tenor verantwortlich. „Wir haben was Besseres“, kündigen die Schüler für das Frankenberger Oratorium an. Denn neben der Kantorei wirkt der Chor der Edertalschule an der Aufführung mit. Die Proben hätten es zunächst in sich gehabt: „Wir haben die Kantaten erst nur auf eine Silbe geübt“, erklären die Schüler. Einzeln hätten sie dann daheim mit Probe-CDs geübt und ihren Gesang dann wie ein Puzzle zum Chor der Kantorei hinzugefügt und gemeinsam geprobt.