Konzert der Big Band der Frankenberger Edertalschule mit breit gefächertem Programm
Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor, Sie sitzen irgendwo in den Südstaaten Amerikas in einer Jazz-Kneipe. Sie hören Swing, Soul und Jazz und werden Teil der stark emotionalen afroamerikanischen Musik der 30er und 40er Jahre. Für dieses „feeling“ musste man am Samstag nur zum Big Band Konzert der Edertalschule in die Kulturhalle kommen.
Der Swing ist eine Stilrichtung des Jazz und ist eng verbunden mit der Entstehung der Big Band als solcher in den 20er Jahren in den USA. Der Soul kam in den 40er Jahren auf, als Big Bands eine besonders emotionale Vortragsweise von Blues und Gospel entwickelten. Die Songs sind äußerst kontrastreich und dramatisch aufgebaut und waren anfangs vor allen in den afroamerikaischen Bevölkerungsschichten amerikanischer Großstädte populär.
So war der erste Teil des Programms dem Swing gewidmet. Mit Markus Krämer und Anika Neuschäfer hatte sich die Big Band zwei Sänger eingeladen, die ihre Swingnummern authentisch und gefühlvoll interpretierten und dabei in warmes rotes Licht gehüllt wurden. Die Streicher des Jugendsinfonieorchesters breiteten einen ebensolchen Klangteppich aus und erwiesen sich als absolute Bereicherung. Markus „Stacho“ Krämer wärmte sich mit „Mister Bojangles“ erst auf, denn ihm wie auf den Leib geschneidert war „Feeling good“, was er als Zugabe später nochmal so hingebungsvoll sang und sich dann wirklich gut fühlte. Auch Anika Neuschäfer wirkte mit Amy Winehouses „Valerie“ erst noch etwas nervös und lebte dann aber im Konzert-Motto „Let your soul swing“ unter anderem mit Dusty Springfields „Son of a preacherman“ auf.
Die mit rund 20 Musikern gut besetzte Big Band der Edertalschule zeigte sich im wahrsten Sinne glänzend aufgelegt, aber sie musste in ihrem großen Konzert ohne ihren Leiter auskommen: Torsten Herguth war leider erkrankt. Dank Herguths präziser Vorarbeit und dank des für ihn kurzfristig eingesprungenen Dirigenten Martin J. Fischer, der sich hervorragend vorbereitet hatte, konnten die über 400 Zuhörer über zwei Stunden unvergleichliche Musik erleben.
Der heimliche Höhepunkt war der Auftritt der Jazzcombo mit und um Doc „Molly“ Hassel. Denn stilprägend für die Soul-Ära war unter anderem Ray Charles, dem ein Teil des Konzerts gewidmet war. Doc „Molly“ Peter Hassel liebt und lebt diese Musik und tauchte von Schlagzeugbesen, walking bass, Klavier und sanften Streichern wie weichen Bläsersound begleitet mit Stimme und Saxophon ein in seinen Traum. Hassel sang Nummern wie „Unchain my Heart“ oder „Born to loose“ mit großer Innigkeit. Er ließ es sich auch nicht nehmen, die einzelnen Stücke selbst zu moderieren, was in den übrigen Teilen Jürgen Merle übernahm.
Im zweiten Programmteil stand die Big Band mit Soulmusik im Focus. Einer der vielen Höhepunkte war sicherlich der von Neuschäfer gesungene Song „Skyfall“ aus dem gleichnamigen Agentenfilm. Charlotte Pauli erwies sich hier mit ihrem Saxofonsolo als kongeniale Partnerin. Im gleichen Atemzug standen Stücke von „Earth, Wind and Fire“ oder Adeles „Rolling in the deep“ auf der Setlist des Abends. Erst nach drei Zugaben verwandelte sich die Jazz-Kneipe wieder in die Kulturhalle.