Joanne Sophie Cramer als Preisträgerin ermittelt
Eine wahre Geschichte
Joanne Sophie Cramer
„Papa, erzähl uns eine Geschichte“ bettelte Paule an diesem Abend seinen Vater an. „Morgen, aber jetzt müsst ihr doch ins Bett. Es ist schon spät“, antwortete er nur. „Nein Papa. Bitte erzähl uns jetzt eine Geschichte, ich kann sowieso noch nicht einschlafen!“ „Von mir aus… also es war einmal…“, fing der Vater nun an. Doch er kam nicht weit, denn gleich rief Paule: „Nein, nein eine wahre, eine die wirklich so passiert ist, sonst ist es langweilig! Schließlich weiß man bei Märchen immer schon wie sie ausgehen.“ „Okay, okay… lass mich überlegen…“, antwortete der Vater, weil er wollte, dass seine Kinder so schnell wie möglich einschlafen. „Papa wieso erzählst du nicht eine Geschichte aus deiner Kindheit, eine die echt so passiert ist, das ist viel spannender!“, sagte Paule. „Na gut… also einmal da bin ich früh morgens aufgewacht und dann…“, fing der Vater erneut an. Doch wieder wurde er unterbrochen. „Papa, warum war das nicht um Mitternacht, das wäre viel gruseliger.“ „Erzähl ich die Geschichte oder du?“, antworte Paules Vater auf die Frage seines Sohnes. „Du natürlich, aber bitte um Mitternacht, ok?“ „Dann bin ich halt um Mitternacht aufgewacht, weil mich ein Geräusch geweckt hat…“ „Das war doch bestimmt der Drache, der da an deiner Tür gekratzt hat, oder?“ „Was für ein Drache? In meiner Geschichte kommt gar kein Drache vor!“, wunderte sich Paules Vater. „Och, bitte lass es einen Drachen sein, der da an deiner Tür gekratzt hat.“ „Na gut, aber dann ist es keine wahre Geschichte mehr!“ „Das macht nix, das wird lustig.“ sagte Paule fröhlich. „Ich wachte also auf, weil ein Drache an meiner Tür kratzte.“ „Papi, woher wusstest du, dass an deiner Tür ein Drache kratzte?“, fragte Paule. „Jetzt hör aber auf“, schmunzelte der Vater. „Ich stand also auf und schlich mit klopfendem Herzen zur Tür, öffnete sie dann und blickte in die Augen eines Drachen.“ „Der Drache ist doch niemals so klein gewesen das du ihm in die Augen sehen konntest, du hast höchstens seinen Fuß gesehen, stimmt`s?“, stellte Paule klar. „Ok, ich öffnete also die Tür und blickte auf den grünen Fuß eines Drachen.“ „Grün? Wieso grün? Ich möchte, dass er pink ist, von mir aus auch lila!“, meldete sich nun Paules Schwester Anna zu Wort, die bis jetzt nur interessiert zugehört hatte. „Es gibt keine lila Drachen, Drachen sind rot, schwarz oder eben grün, aber auf keinen Fall pink!“, sagte Paule empört. „Man, ich will aber, dass er lila ist,“ jammerte Anna nun, „ich möchte doch auch mitentscheiden.“ „Klar ich habe auch schon eine Idee, es war ein grüner Drache mit lila Punkten. Alle einverstanden?“, fragte der Vater. „Ja!“, rief Anna. „Von mir aus.“, sagte Paule, ein bisschen beleidigt. „Dann kann es ja weitergehen. Ich blickte also auf den Fuß des Drachen und bekam einen riesen Schreck! Was sollte ich nun tun?“ „Du könntest wegrennen?“, sagte Paule. „Oder dich unter meinem Bett verstecken, bitte da ist so viel Platz. Versteck dich unter meinem Bett.“, flehte Anna. „Okay…“, antwortete Paule, „…dann darf ich aber das nächste Mal entscheiden.“ „Ich erschrak also und lief dann laut los um mir ein Versteck zu suchen, da fiel mir mein Bett ein. Doch bevor ich beim Bett angekommen war, hörte ich eine tiefe, weinerliche Stimme. „Kann mir denn niemand helfen? Ich habe mir einen Splitter eingetreten.“ „Man Papa, so ein großer Drache tritt sich höchstens einen Baum ein!“ „Schon verstanden, es ist ja sowieso mehr euere Geschichte…“ „Ja, wir können tolle Geschichten erfinden!“, rufen Paule und Anna wie aus einem Mund. „Ganz tolle!“, entgegnete der Vater, der langsam gefallen an der Geschichte gefunden hatte. „Können wir bitte morgen weitermachen?“, fragte Anna, „ich bin ganz schön müde.“ „Gerne, dann schlaft schön! Ich freue mich schon zu erfahren, wie es weitergeht.“, sagte der Vater glücklich und noch bevor er das Zimmer verlassen hatte, waren die beiden eingeschlafen.