Erinnerung an ein großformatiges Wandgemälde aus dem Jahr 1971 - gesellschaftskritisch und wandfüllend.
Herzliche Einladung zu einer Rückschau mit ehemaligen Künstlern
am 12.05.2022 ab 19.30 Uhr in der Aula der Edertalschule.
Kunstwerk war zu provokant (HNA, 10.05.2022)
Edertalschule erinnert zum Schuljubiläum an ein Wandgemälde von 1971
Die unruhigen 1968er-Jahre machten auch vor der Frankenberger Edertalschule nicht Halt. Abiturfeiern im bürgerlich-feierlichen Stil wurden abgeschafft, im sozialkritischen NDR-Film „Der deutsche Kleinstädter“ von 1969 übten Schüler öffentlich Kritik am autoritären Verhalten von Lehrkräften, und überhaupt wollten die meisten der befragten Gymnasiasten, wie sie im Film erklärten, nach ihrem Abitur das kleinstädtische, konservative Milieu sobald wie möglich verlassen. Im Jahr 1971 sorgte ein von Schülern angefertigtes Großgemälde an einer Wand des für 4,8 Millionen DM neu erbauten Oberstufengebäudes, das im September 1971 fertiggestellt worden war, für einen Eklat. Daran soll im Zuge der Veranstaltungsreihe zum Jubiläum „100 Jahre Edertalschule“ am Donnerstag, 12. Mai, ab 19.30 Uhr in der Aula der Edertalschule ein Wiedersehensabend mit Zeitzeugen und Bilddokumenten erinnern. „Gesellschaftskritisch und wandfüllend“, sei das großformatige Wandgemälde gewesen, heißt es in der Einladung. Von der Vorbereitungsgruppe für diese Retrospektive auf 1971 konnten nicht nur Originaldias von dem umstrittenen Kunstwerk aufgetrieben werden, sondern es fanden sich sogar noch Maler und Zuschauer von damals, die erzählen können. Etwa fünf mal drei Meter war das Schülergemälde groß, das im Schuljahr 1971/ 72 von der Abschlussklasse 13, angefertigt wurde. Die Schüler wurden dabei verständnisvoll betreut durch Kunstlehrer Ernst Röder (1924-1986), der sich besonders für die Realisation des Kunstprojektes einsetzte. Der Schulleitung hingegen war das Wandbild zu kritisch und provokant – weshalb es schließlich wieder entfernt werden musste. Warum? Darüber wird bei einer Rückschau mit den ehemaligen Künstlern in der Aula der Edertalschule am 12. Mai berichtet werden. Geplant ist dabei eine Rückschau auf den Entwurf und die Erstellung, den Malprozess und die Wirkung des Gemäldes im Gespräch mit einem der Maler aus dem Jahr 1971. Auch über den Kunstunterricht an der Edertalschule damals und in der Gegenwart soll mit heutigen Lehrkräften der Fachschaft Kunst gesprochen werden. Für die Veranstaltung am 12. Mai ab 19.30 Uhr wird kein Eintritt erhoben, für Getränke ist gesorgt. Die Dauer hängt vom Verlauf der Veranstaltung ab. Der Dialog mit dem Publikum ist erwünscht, wie die Initiatoren ausdrücklich betonen.
Text: Karl-Hermann Völker (HNA)
Bildunterschrift:
Expressive Farben: Zu provokativ, vermutlich auch kirchenkritisch (hier ein Ausschnitt), war das Wandgemälde, das die Edertalschüler 1971 als Kunstwerk an ihrem neuen Oberstufenbau anbringen wollten. Zum Schuljubiläum soll es jetzt erstmals wieder gezeigt werden.