ETS goes Israel
Am Sonntag, den 06.11., traf sich die kleine Gruppe - bestehend aus zwölf Schüler*innen sowie Frau Wiegand und Herrn Böhnisch - am Marburger Bahnhof, um im Rahmen unseres neu installierten Austausches den Gegenbesuch in Israel anzutreten. Vom gepanzerten Fahrzeug begleitet verließ der Flieger von EL AL halbwegs pünktlich den FRANKFURTER Airport, um gegen 01:00 Uhr Ortszeit in TEL AVIV zu landen. Vom noch immer geschäftigen Flughafen BEN GURION ging es per Bus zu den Gastfamilien und gegen 3:00 Uhr endlich ins Bett. Nur drei Stunden Schlaf … dann war schon Aufwachen angesagt, denn nach Eintreffen an unserer Gastschule in GIVATAYIM fuhren wir direkt nach HAIFA im Norden Israels. Dort nahmen wir zusammen mit unseren israelischen Freund*innen an
einem politisch-gesellschaftlichen Seminar teil, dessen Höhepunkte sicher die Stadtführung vor Ort, der Besuch in der arabisch geprägten Stadt AKKO (mit Stadtrallye) und das emotional höchst aufgeladene Gespräch einer arabischen Israelin mit den heimischen Schüler*innen waren. Sehr interessant für uns zu beobachten. Ein abendlicher Strandspaziergang am Meer konnte
obendrein unternommen werden.
Die Rückkehr nach GIVATAYIM - ein Vorort von TEL AVIV, der für eine Woche unsere Heimstatt wurde, konnte dann genutzt werden, um abendliche Freizeit mit der Gastfamilie und den israelischen Schüler*innen zu verbringen. Am Mittwoch traten wir erneut zu früher Stunde eine kleine Busreise an, diesmal mit Ziel JERUSALEM. In der berühmten Gedenkstätte YAD VASHEM wurden
wir Teil der wichtigen gemeinsamen Holocaust-Erinnerungskultur. Eine höchst professionelle und beeindruckende Guide geleitete uns mit beklemmenden, traurigen, verstörenden, zum Teil von ihrer Familie selbst erlebten Episoden zu den Dimensionen der Judenvernichtung im Dritten Reich durch die massive Ausstellung, zeigte den Schüler*innen jedoch auch Perspektiven zum Umgang
mit den Gräueltaten in der heutigen Zeit auf. Eine erdrückende Erfahrung mit dem immer wiederkehrenden und essenziellen Hinweis, Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Immer wieder betonte sie, wie sehr man sich in YAD VASHEM über die Besuche deutscher Jugendlicher freue und wie bedeutsam unsere Anwesenheit sei.
Im Anschluss absolvierten wir eine geführte Tour durch die Altstadt von JERUSALEM. Beeindruckend zu sehen, wie sich die Spuren der griechisch-orthodoxen Kirche und der frühen Römerzeit quasi die Klinke in die Hand geben mit den Hochkulturgütern aller drei Weltreligionen - auf
engstem Raum angesiedelt. Der Blick auf den TEMPELBERG und die AL-AKSA-MOSCHEE war ebenso imposant wie der Gang zur KLAGEMAUER (WESTERN WALL), wo wir kleine Zettel mit Wunschbotschaften hinterließen. Die Besichtigung der GRABESKIRCHE stellte ein weiteres Highlight dar, auch wenn Frau Wiegand unsanft angerempelt und der Weg zum Grabe Jesu durch lange Besucherschlangen verstellt wurde. Zum Abschluss des Tages schlenderten wir über die berühmten Märkte der Stadt, um Souvenirs und leckeres Essen zu ergattern.
Auch der Donnerstag hielt ein reichhaltiges Programm für uns bereit – es ging in die Wüste. Vorbei an Beduinen-Behausungen und durch Zäune und Mauern abgeschirmte arabische Stadtteile Jerusalems fuhren wir nach MASADA. Bei 31 Grad Außentemperatur zogen wir es vor, die ehemalige Festung auf dem Berg mittels Seilbahn zu erklimmen. Herodes, ein jüdischer Klientelkönig Roms,
ließ in MASADA einst eine Palastanlage in sehr luftiger Höhe errichten, die später, während eines Krieges der Römer gegen die jüdische Bevölkerung, als Fluchtfelsen genutzt wurde - lange Zeit auch mit Erfolg. Die Besichtigung der teils restaurierten Gebäude verlief stabil, der Blick hinunter aufs TOTE
MEER war tatsächlich atemberaubend. Und genau dorthin zog es uns nach kurzem Mittagessen. Wir genossen das Bad im berühmten abflusslosen See, durch dessen Mitte die Grenze zwischen JORDANIEN und ISRAEL verläuft, bei 24 Grad Wassertemperatur - obgleich auf Anraten der Reisebegleitung nach 20 Minuten Schluss war. Das ölige Nass mit ca. 32 Prozent Salzgehalt ist dem Körper nicht auf längere Zeit zuzumuten. Auf jeden Fall eine einmalige Erfahrung,
sich hernach auf 430 Metern unter dem Meeresspiegel mit kiloweise Schlamm einzureiben.
Unsere letzten beiden Tage wurden endlich genutzt, um reichlich Zeit mit den gastgebenden Schüler*innen zu verbringen - in den Familien, im Sofakino, am Strand, in NAZARETH, im Nightlife von TEL AVIV usw. usf. Abgerundet wurden die umfassenden Entdeckungstouren vom gemeinsamen Schabbat. Zum freitäglichen Sonnenuntergang verköstigten wir mit allen Jugendlichen,
Lehrkräften und israelischen Eltern in großer, unterhaltsamer und einfach netter Runde die von den Gastgebenden kredenzten Köstlichkeiten. Am Sonntag hieß es dann - zum Teil tränenden Auges - Abschied nehmen. Unser Dank galt und gilt der Schulleiterin der KALAY HIGH SCHOOL, unseren organisierenden Partnerlehrkräften, den unfassbar herzlichen und einsatzbereiten Gastgeberfamilien sowie den mehr als liebenswerten israelischen Schüler*innen. Sie alle haben den Aufenthalt zu einem sehr besonderen und großartigen Erlebnis werden lassen.
Wir als begleitende Lehrkräfte bedanken uns überdies bei der großzügig mitfinanzierenden Partner-Organisation CONACT, bei der Stadt Frankenberg und bei Bürgermeister Rüdiger Heß für den freundlichen Empfang, bei unserer Schulleitung für die Unterstützung und das große Interesse am Gelingen des Austauschs, bei den tatkräftigen Kolleg*innen der Israel-AG, den hiesigen Eltern für ihren ebenfalls überragenden Einsatz im September sowie natürlich unseren tollen ETS-Schüler*innen, die den Austausch zu einer Erfolgsgeschichte haben werden lassen.
Marco Böhnisch im November 2022