Brexit-Folge: Keine EU-Fördermittel für Schüler-Workshop
Spiele mathematisch analysieren, eigene Kurzgeschichten schreiben, Gewässer- und Bodenproben untersuchen: 49 Schüler aus Frankenberg, Fritzlar und den Niederlanden waren jetzt bei einem MINT-Workshop (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) in der Jugendherberge Hohe Fahrt am Edersee dabei. Mehr als zehn Jahre gibt es die Veranstaltung bereits, die stets nahe Liverpool stattfand. Aufgrund des Brexit mussten die Schüler nun aber auf einen neuen Standort ausweichen. Geforscht und erkundet wurde bislang immer in England und das mit Schülern von der Insel, aus Deutschland und den Niederlanden, aus Belgien und aus Portugal. Auch ein kultureller Aspekt – Musik – gehörte dazu, ebenso Ausflüge, beispielsweise nach Manchester. Nicht zuletzt sollte damit auch der „Gedanke der europäischen Kultur“ gefördert werden, sagt Oliver Blinn, Lehrer an der Frankenberger Edertalschule. Doch damit ist vorerst Schluss: Die Schüler aus den Niederlanden sind auf Fördermittel aus einem EU-Programm angewiesen, um am MINT-Workshop teilzunehmen. Und die Töpfe mit Geld für Projekte rund um Großbritannien seien bereits auf Eis gelegt worden. Dabei könne man, so findet Oliver Blinn, diese länderübergreifende Zusammenarbeit nicht genug würdigen.
Die Schüler aus Frankenberg beispielsweise tragen einen Großteil der Kosten selbst, den Rest übernehmen Sponsoren. Weil die Finanzierung für Projekte in EU-Ländern unproblematisch sei, wurde spontan umgeplant. Blinn und sein Kollege Hartmut Dilcher von der König-Heinrich-Schule in Fritzlar haben den Testlauf in Asel gemeinsam geplant. Sie haben auch versucht, die Schüler aus England an den Edersee zu holen, berichtet Blinn. Doch der bürokratische Aufwand sei dort sehr groß. Auch wenn das MINT-Projekt nun nicht mehr in England stattfindet, bleibt den Schülern eines erhalten: die Sprache. Kommuniziert wird, damit es auch die Niederländer verstehen, auf Englisch. An vier Tagen, bis Donnerstag, haben sich die 15- und 16-Jährigen mit Algebrasystemen beschäftigt, das Holzspiel „Turm von Hanoi“ mathematisch analysiert und selbst hergestellt, Modellautos mit Motoren selbst gebaut, Gewässer- und Bodenproben unter die Lupe genommen und unter der Überschrift „Creative Writing“ eigene Kurzgeschichten entwickelt und geschrieben. Teilnehmen am Workshops dürfen die Besten der Schulen. Und die waren mit Spaß bei der Sache. „Es werden Spiel und Mathematik verbunden, das ist cool“, sagte Alia aus Fritzlar, die am „Turm von Hanoi“ gearbeitet hat. „Aber es ist auch anspruchsvoll.“