„Es wird nie langweilig“ (HNA, 26.06.2013)
Vier Kurse Darstellendes Spiel in der Jahrgangsstufe 12 – Aufführungen heute Abend
Trotzig sitzt der kleine Junge mit dem blauen T-Shirt vor einer großen weißen Suppenschüssel. In seiner linken Hand hält er einen dicken Löffel. Immer wieder schreit er: „Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht!“ Der Junge will einfach nicht. Weil er sie gesehen hat: die durchtrainierten Sportler mit ihren tollen Körpern. So möchte er auch sein, der Suppenkaspar.
Die Sportler haben ihn ausgelacht und beleidigt. „Dicker Bub“ und „kugelrund“ riefen sie immer wieder. Deshalb verweigert er jetzt seine geliebte Suppe. Am Ende ist er dünn wie ein Faden und so schwach, dass er mit dem Kopf in der Suppenschüssel hängt. Der Suppenkaspar ist tot. „Wir proben das noch mal“, ruft Katrin Ortwein ihren Schülern zu. Alle laufen zurück auf ihre Position. Schon seit über einer Stunde üben die 22 Edertalschüler des Fachs Darstellendes Spiel (DS) für ihre große Aufführung heute Abend. Geprobt werden sechs Geschichten aus dem Bilderbuch „Struwwelpeter“.
Drei weitere Stunden haben die Schüler der Jahrgangsstufe 12 noch vor sich. Von Müdigkeit aber keine Spur. „Es macht einfach Spaß. Man wird selbstbewusster und
lernt sicheres Auftreten“, sagt die 18-Jährige Marie Porsch. Sie spielt die Mutter vom Suppenkaspar. Nach einem weiteren Durchlauf ist die nächste Episode dran: „Die Geschichte von den schwarzen Buben“. In dieser ist auch die Rede vom „kohlpechrabenschwarzen Mohr“. Die Schüler behandeln in diesem Stück, wie diskriminierend
Sprache sein kann. Und dass es manchmal gar nicht so einfach ist, die richtigen Worte zu finden „Was sollen wir sonst sagen?“, fragen sie in den Raum. „Ein stark
pigmentierter Mensch oder Schwarzer?“ Drei Stunden in der Woche wird das Fach DS an der Edertalschule unterrichtet. Wählen kann man es anstelle von Kunst oder Musik. Die Nachfrage ist groß. In diesem Jahr gibt es gleich vier Kurse. Lehrerin Ortwein weiß warum: „Es wird nie langweilig. Man bringt gemeinsam etwas auf
die Bühne. Hier sind alle zusammen verantwortlich.“ Und genau das merkt man sofort. Bei den Proben bringen sich alle Schüler ein. Auch die, die gerade nicht spielen. Jeder hat Ideen und Vorschläge, um das Stück noch etwas besser zu machen. Die Schüler haben ihre eigenen Interpretationen ausgearbeitet und neue Akzente
in die Geschichten eingebaut. Von ihnen kommt auch die Idee, Sportler in die Erzählung des Suppenkaspars einzubauen, sagt Chrisian Schinke, der einen der Sportler
spielt. „Damit wollen wir das Thema Magersucht darstellen.“ Eine halbe Stunde dauert die Inszenierung des Struwwelpeters. Die Schüler freuen sich auf die Präsentation ihrer Ergebnisse: „Auftritte sind immer spannend und aufregend. Und man muss sich auch ein bisschen überwinden“, sagt Schülerin Lisa Schäfer und
grinst.
Service: DS-Kurse treten in der Kulturhalle auf
In einer Werkstattpräsentation werden die Inszenierungsergebnisse der vier DS-Kurse gezeigt. Der Auftritt der vier Kurse ist am heutigen Mittwoch ab 19.30 in
der Kulturhalle in Frankenberg. Der Eintritt ist frei. Gespielt werden Szenen zu Max Frischs Andorra und der Sommernachtstraum von Shakespeare. Ein Kurs hat das Thema Aggressionen bearbeitet und es wird der Struwwelpeter aufgeführt.


