Feurige Reise durch Europa (HNA 27.08.2012)
Schulorchester aus Bad Arolsen und Frankenberg musizierten mit Justus Frantz
Große Festspielatmosphäre, wolkenfreier Abendhimmel, eine Bühne voller junger Musiker aus Frankenberg und Bad Arolsen, dazu Fanfarenklang vom Dach des Autohauses Beil – der Triumphmarsch aus Verdis „Aida“ stimmte am Samstagabend beim Open Air Classic auf eine bilderreiche „Musikalische Europareise“ ein. Stargast und mit allen Epochen vertrauter Wegbegleiter war der renommierte Pianist, Chefdirigent und Fernsehmoderator Prof. Justus Frantz, der am Ziel der Reise gemeinsam mit den beiden Jugendsinfonieorchestern von 1200 Zuhörern stürmisch mit stehendem Beifall gefeiert wurde. Ein „Motivationsschub für die musikbegeisterten jungen Leute“, so Stefan Hermes, neuer Leiter des Frankenberger Gymnasiums, sei das Vorbild von Justus Frantz, der die beiden Jugendsinfonieorchester bereits im vergangenen Jahr bei einem Open Air begleitet hatte. Hermes dankte Günter Beil und dessen Familie, die wieder „mit einem hervorragenden Rahmen und großzügiger Zuwendung“ ein in Waldeck-Frankenberg herausragendes Konzertereignis ermöglicht hätten.
Im Vorprogramm hatte die Big Band der Edertalschule unter Leitung von Torsten Herguth mit internationalen Swing-Sternschnuppen den Weg frei gemacht. Vor den Europafahnen und blauer Lichtkulisse ging es strahlend mit Charpentiers Prelude aus dem „Te Deum“ (Eurovisionmelodie) weiter, und schnell zeigte sich: Das gut besetzte Frankenberger Jugendsinfonieorchester mit Markus Wagener hatte seine Programmroute bestens vorbereitet. Phrasiert schreitend, mit kontrastiver Dynamik näherte es sich dem „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms. Bei den „Erinnerungen an Zirkus Renz“ gab es Sonderbeifall für Lennart Gabriels präzis-galoppierendes Xylofon-Solo. Die Oboistin Alice Dippel vom Frankenberger Gymnasium verlieh als Solistin der „Italienerin von Algier“ (Rossini) feine Konturen, bezauberte später erneut bei Morricones Filmmusik-Klassiker „Gabriel’s Oboe“ mit den Musikern der Christian-Rauch-Schule unter Leitung von Rainer W. Böttcher. Sie sorgten für feurigste europäische Reisemusik zwischen Rimsky-Korsakoffs „Capriccio Espagnol“, der Bachanale aus „Samson und Delilah“ (Saint-Saens) und den wunderbar bewegten „Winds of Poseidon“ (Smith). Triumphstrecken wurden für beide Orchester ihre Auftritte unter dem Dirigat des Meisters Justus Frantz, der mit den jungen Frankenbergern Georg Bizets „Mädchen aus Arles“ im Tanz wirbeln ließ und an der Spitze der Arolser mit einem furiosen Slawischen Tanz Nr. 8 seinem Liebling Antonin Dvorak huldigte. Prof. Frantz spontan: „Ihr seid großartig!“ Sein Lob galt auch dem Chor der Edertalschule mit Matthias Müller, der mit „Cerf Volant“ an den Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ und mit einem Medley an die Beatles erinnerte. Ganz still wurde es auf dem Gipfel der MusikTour, als sich Justus Frantz an den Steinwayflügel setzte: Spontan entschied er sich für eine perlende Etüde in As-Dur von Chopin, dann ließ er bei Beethovens „Appassionata“ sein expressives Virtuosentum aufstrahlen: Er glänzte mit stürmischen Arpeggien, wandte sich dem choralartigen Thema des 2. Satzes (später Silchers „Hymne an die Nacht“) mit kontemplativer Durchdringung zu und meisterte nach galoppierendem Sechzehntel-Sturmlauf die Akkord-Kaskaden der Presto-Coda.Jubelnder Beifall. Mozarts „Rondo alla turca“ gab es als fröhlich-entspannte Zugabe.


